Dann um 18 Uhr bei der Prognose brach ein Orkan aus: "SPD vorn, Koch ist weg, Andreea! Aandreaa!", skandierten die SPD-Anhänger, während bei CDU und Linker fast gespenstisches Schweigen
herrschte. Laut wurde es wieder in der SPD-Fraktion, als Roland Koch kurz vor 19 Uhr auftrat und mit nassforscher Miene das 12-Prozent- Debakel zur Folge einer "Diffamierungskampagne" erklärte.
"Die verfolgte Unschuld aus Hessen!", höhnten die Jusos, wurden aber leiser, als die neue Umfrage schwierigere Verhältnisse signalisierte. Unfassbarer Jubel, als Andrea Ypsilanti sich in den
Fraktionssaal quetschte und strahlend rief: "Die SPD ist wieder da und sie kann Wahlen gewinnen."
Doch je knapper die Umfragen, desto länger die Gesichter der Beteiligten. Hermann Scheer, designierter Energie- und Wirtschaftsminister und Andrea Ypsilantis "grüner Trumpf", ließ sich nur
einmal kurz und ernst blicken. Ihm war wohl klar, dass es jetzt für die Energiewende schwer würde. In Berlin spielten die Parteispitzen bereits das alte Spiel: "Alle haben gewonnen": da wurde
übersehen, dass es für Rot-Grün nicht mehr reichte und die CDU in beiden Ländern massiv verloren hatte.
Der nächste Schlag ins Kontor war die Nachricht, die Linke sei drinnen. Die Mienen hellten sich wieder auf, als Berichte von vielen gewonnenen Direktmandaten kamen, vielleicht reicht's doch,
hofften viele. Dann um 23 Uhr der Schock: Kochs CDU lag hauchdünn vor der SPD, bei den Sitzen ein Patt, die FDP vor den Grünen, die Linke drin.
Damit war angesichts der Aussagen, der persönlichen und politischen Unvereinbarkeit der Akteure klar: Mit dem Ergebnis ist im "Grabenkriegsland" Hessen schwer regieren, geschweige verändern.
Aber Neuwahlen will auch kaum einer. So beherrschte Ratlosigkeit die Szene.
Der fulminante Wahlkampf und fantastische -Erfolg der Hessen-SPD schienen vergessen, nur die Spitzenkandidatin ließ sich ihre unaufdringliche,
aber unübersehbare Freude nicht mehr nehmen.
Stefan Grönebaum
www.spd-fraktion-hessen.de
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