Selbstständigkeit: Ein Weg Familie und Beruf zu vereinbaren
"Jedes vierte Unternehmen in Deutschland wird inzwischen von einer Frau gegründet", zeigte sich Christel Riemann-Hanewinckel, parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, optimistisch. Frauen gründeten Unternehmen jedoch anders als Männer, gab sie in ihrem Impulsreferat zu bedenken. "Frauen wollen flexibel
sein. Deshalb bevorzugen viele Teilzeitarbeit."
"Ich wollte selbstständig sein, weil ich etwas von meine Kindern haben möchte", begründete dann auch Berit-Sandra Kübler ihren Schritt in die Selbstständigkeit. Sie ist Gründerin und
Geschäftsführerin der Beratungsfirma "Adeptio". Da sie nach der Geburt ihres ersten Kindes nicht in ihr ursprüngliches Angestelltenverhältnis zurückkehren konnte, wurde sie ihre eigene Chefin. "Mit
zwei Kindern war das nicht immer einfach." Doch Kübler hat es geschafft. Mit gleichgesinnten Müttern aus ihrem Bekanntenkreis gründete sie ein Netzwerk zur Kinderbetreuung. "Wenn eine von uns mal
keine Zeit hat, holt eben eine andere die Kinder von der Schule ab", erklärte sie das einfache Konzept.
"Immer mehr berufstätige Frauen greifen auf Netzwerke zurück", ergänzte Angela Pritzkow, Chefin der Unternehmensberatung Pritzkow Consulting. Dies passiere nicht nur im Freundeskreis, sondern
auch unter Kollegen. "Oft überbrücken sie Ausfallzeiten von Müttern."
Doch welches sind die Motive für Frauen, sich selbstständig zu machen oder sogar ein eigenes Unternehmen zu gründen? "Viele Frauen suchen einen maßgeschneiderten Arbeitsplatz", war sich
Unternehmensberaterin Gisela Erler sicher. Denn dieser biete flexible Arbeitszeiten und sehr viel Gestaltungsfreiraum. "Wenn Frauen eine eigene Firma aufbauen, steht meistens der Freiheitsaspekt an
erster Stelle", nannte Angela Pritzkow den wichtigsten Aspekt aus ihrer Sicht.
"Sie müssen sich klar werden, wie sie sich ihr Familienleben vorstellen", sagte Gisela Erler an das Publikum gewandt. Dies sei der erste Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit. "Sie
müssen Ideen entwickeln und den Mut haben, ruhig auch mal zu spinnen", nannte sie den zweiten. Hierbei schade es auch nichts, mal über den Tellerrand hinaus zu sehen. "Das Know-How, wie Frauen nach
der Geburt schnell wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren können, ist in Deutschland noch nicht verbreitet", so Erler. "Sehen sie sich an, wie es in anderen Ländern läuft." Dann klappt es auch mit
Familie und Beruf.
Kai Doering