Junge Türken stehen beim Berufseinstieg nicht nur im Vergleich zu den
Deutschen schlechter da, sondern auch gegenüber anderen Migranten. Die
Gruppe der sonstigen Ausländer weist ein ähnliches Übergangsmuster wie das
der Deutschen auf, ihre Arbeitslosenquote ist lediglich drei Prozentpunkte höher.
Ist der Übergang in eine Beschäftigung jedoch geschafft, gibt es zwischen den
jungen Türken und den anderen Bevölkerungsgruppen kaum noch
Unterschiede. In einem Zeitraum von 15 Monaten nach der Ausbildung ist die
Beschäftigungsstabilität der erfolgreichen Absolventen vergleichbar -
unabhängig von der Nationalität.
Insbesondere bei türkischen Frauen erschwere ein enges und traditionelles
Berufsspektrum die Chancen auf eine Beschäftigung nach der Ausbildung, so
die Arbeitsmarktforscher. Mehr als 80 Prozent der weiblichen türkischen
Auszubildenden verteilen sich auf nur acht von 176 Berufsordnungen. Dabei
streben junge Türkinnen zum Beispiel deutlich häufiger die klassischen Berufe
Verkäuferin und Friseurin an als Deutsche und sonstige Migrantinnen.
Hingegen sind Türkinnen im Bankwesen und im Hotel- und Gaststättengewerbe
unterrepräsentiert.
Bei den männlichen Auszubildenden ist das Spektrum der Berufe etwas weiter
gefächert: Rund 50 Prozent sind elf Berufsordnungen zuzurechnen. Anders als
bei den Frauen ist die Liste der häufigsten Ausbildungsberufe für Deutsche,
Türken und sonstigen Migranten sehr ähnlich.
Die Gründe für die Berufseinstiegsprobleme der Türken lassen sich anhand der
IAB-Daten nicht eindeutig bestimmen. Hier käme nicht nur eine Benachteiligung
türkischer Absolventen in Betracht. Auch die Wahl der Ausbildungsberufe, die
Sprachkompetenz und die Abschlussnoten spielten eine Rolle. Ein Großteil der
Ungleichheiten könne durch eine schlechtere schulische Vorbildung erklärt
werden, schreiben die Nürnberger Arbeitsmarktforscher mit Verweis auf die
aktuelle Forschungsliteratur.
Um die Chancen junger Türken beim Eintritt in den Arbeitsmarkt zu verbessern,
befürworten die Arbeitsmarktexperten des IAB ein gezieltes Beratungsangebot
und frühzeitige Sprachförderung. Ausländische Betriebe sollten verstärkt als
Ausbilder gewonnen werden. Aber auch deutsche Ausbilder könnten die
Potenziale von Migranten und deren interkulturelle Kompetenzen stärker nutzen.
Gefragt wären hier neben der Unterstützung spezieller Netzwerke für Migranten
die Beratung und Information durch die Bundesagentur für Arbeit und eine
gezielte Abstimmung von Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik.
Die IAB-Studie kann unter
http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb1906.pdf abgerufen
werden.
Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB); Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Wolfgang Braun, Christiane Spies
http://iab.de/iab/default.htm
0
Kommentare
Noch keine Kommentare