Inland

Schwieriger Start für junge Türken

von Die Redaktion · 15. November 2006
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Junge Türken stehen beim Berufseinstieg nicht nur im Vergleich zu den

Deutschen schlechter da, sondern auch gegenüber anderen Migranten. Die

Gruppe der sonstigen Ausländer weist ein ähnliches Übergangsmuster wie das

der Deutschen auf, ihre Arbeitslosenquote ist lediglich drei Prozentpunkte höher.

Ist der Übergang in eine Beschäftigung jedoch geschafft, gibt es zwischen den

jungen Türken und den anderen Bevölkerungsgruppen kaum noch

Unterschiede. In einem Zeitraum von 15 Monaten nach der Ausbildung ist die

Beschäftigungsstabilität der erfolgreichen Absolventen vergleichbar -

unabhängig von der Nationalität.

Insbesondere bei türkischen Frauen erschwere ein enges und traditionelles

Berufsspektrum die Chancen auf eine Beschäftigung nach der Ausbildung, so

die Arbeitsmarktforscher. Mehr als 80 Prozent der weiblichen türkischen

Auszubildenden verteilen sich auf nur acht von 176 Berufsordnungen. Dabei

streben junge Türkinnen zum Beispiel deutlich häufiger die klassischen Berufe

Verkäuferin und Friseurin an als Deutsche und sonstige Migrantinnen.

Hingegen sind Türkinnen im Bankwesen und im Hotel- und Gaststättengewerbe

unterrepräsentiert.

Bei den männlichen Auszubildenden ist das Spektrum der Berufe etwas weiter

gefächert: Rund 50 Prozent sind elf Berufsordnungen zuzurechnen. Anders als

bei den Frauen ist die Liste der häufigsten Ausbildungsberufe für Deutsche,

Türken und sonstigen Migranten sehr ähnlich.

Die Gründe für die Berufseinstiegsprobleme der Türken lassen sich anhand der

IAB-Daten nicht eindeutig bestimmen. Hier käme nicht nur eine Benachteiligung

türkischer Absolventen in Betracht. Auch die Wahl der Ausbildungsberufe, die

Sprachkompetenz und die Abschlussnoten spielten eine Rolle. Ein Großteil der

Ungleichheiten könne durch eine schlechtere schulische Vorbildung erklärt

werden, schreiben die Nürnberger Arbeitsmarktforscher mit Verweis auf die

aktuelle Forschungsliteratur.

Um die Chancen junger Türken beim Eintritt in den Arbeitsmarkt zu verbessern,

befürworten die Arbeitsmarktexperten des IAB ein gezieltes Beratungsangebot

und frühzeitige Sprachförderung. Ausländische Betriebe sollten verstärkt als

Ausbilder gewonnen werden. Aber auch deutsche Ausbilder könnten die

Potenziale von Migranten und deren interkulturelle Kompetenzen stärker nutzen.

Gefragt wären hier neben der Unterstützung spezieller Netzwerke für Migranten

die Beratung und Information durch die Bundesagentur für Arbeit und eine

gezielte Abstimmung von Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik.

Die IAB-Studie kann unter http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb1906.pdf abgerufen

werden.

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB); Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Wolfgang Braun, Christiane Spies

http://iab.de/iab/default.htm

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