Inland

Schwesig will Vision zur Debatte stellen

von Vera Rosigkeit · 7. März 2014

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig will den Gleichstellungsbericht der Bundesregierung  aus der Schublade holen und ihn zur Grundlage ihrer Politik machen. Beim gleichstellungspolitischen Empfang zum Weltfrauentag erklärt sie, wie.

Sie wolle die Gleichstellungspolitik zu einem ihrer politischen Schwerpunkte machen, stellt Manuela Schwesig zu Beginn ihrer Rede klar. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hatte anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März in die Räume ihres Ministeriums geladen. Die Resonanz auf die Einladung war groß.

Vielleicht auch, weil wir es 103 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag „nach wie vor mit einer Reihe von Baustellen“ zu tun haben, sagt sie. Schwesig ist sich bewusst, dass Gleichstellungspolitik nicht allein mit Gesetzen erreicht werden kann, will aber in ihrem politischen Ansatz die Lebensphasen von Menschen in den Blick nehmen und „Einflüsse auf das Zusammenleben von Frauen und Männern betrachten“.

Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit

Als Beispiel beschreibt sie die Tatsache, dass die von Frauen gewählten Berufe meist schlechter bezahlt werden und geringere Aufstiegsmöglichkeiten bieten. „Der Fahrstuhl nach oben hängt fest“, sagt sie. Das hat nicht nur geringere Rentenansprüche zur Folge. Denn wenn die Frau weniger Geld verdient, „wird sie eher die Familienarbeit übernehmen“, fährt sie fort.

Dies alles seien wichtige Erkenntnisse aus dem Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, „der sich für die Lebenslaufperspektive stark macht", erklärt sie und kündigt an, den Bericht „aus der Schublade“ zu holen und „seine Erkenntnisse für meine Politik zu nutzen“.

Schwesig will sich für bessere Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt einsetzen, die Lohndiskriminierung beseitigen, typische Frauenberufe, wie in der Pflege, aufwerten und die Kinderbetreuung vorantreiben.

32-Stunden-Woche als Ziel

Noch in diesem Jahr will sie gemeinsam mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit auf den Weg bringen. „Teilzeit darf keine Sackgasse werden“, sagt sie und betont die ressortübergreifende Zusammenarbeit, die notwendig ist, „wenn wir etwas für die Frauen erreichen wollen“.

Und mit Blick auf die Debatte um die 32-Stunden-Woche für Eltern, für die sie zu Beginn des Jahres beim Koalitionspartner gerügt wurde, sagt Schwesig: „Ich gehöre nicht zu den Sozialdemokraten, die mit einer Vision zum Arzt gehen, sondern sie auch zur Debatte stellen. Ich halte nach wie vor viel von einer Familienarbeitszeit, in der junge Eltern ihre Arbeitszeit gemeinsam reduzieren können.“ Und verspricht: „Ich bleibe da jedenfalls dran.“

Mit Heiko Maas für die Quote

Dranbleiben will sie auch bei der Quote und gemeinsam mit Bundesjustizminister Heiko Maas Leitlinien für ein Gesetz zur Förderung von Frauen in Führungspositionen vorlegen. Frauen sind gut genug ausgebildet, so Schwesig, dass sie umd die Quote nicht bitten müssen, sondern das „Recht darauf haben, sie einzufordern“. Und sie ist überzeugt, dass die Quote „die Arbeitswelt verändern“ wird.

Und bevor Schwesig um Unterstützung für ihre Vorhaben wirbt, erklärt sie mit Blick auf die soeben erschienene EU-Studie, wonach ein Drittel der Frauen von Gewalt betroffen sind, dass auch der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sein wird. Häusliche Gewalt will sie aus der „Tabuthema-Ecke“ holen und Hilfsangebote bekannter machen. Und sie will gesetzliche Regelungen erarbeiten, die die Situation der Prostituierten verbessern soll. „Es ist nicht vermittelbar, dass jede Frittenbude besser reguliert ist als Prostitutionsstätten.“ 

Zu guter Letzt verspricht sie, als Partnerin in der Politik zur Verfügung zu stehen, für alle, die in ihrer täglichen Arbeit für echte Gleichstellung eintreten.



Zum Video: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig: Empfang zum Internationalen Frauentag 2014


Autor*in
Avatar
Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare