Inland

Schulen: Lernverluste auch im zweiten Lockdown

Laut einer neuen Umfrage des Ifo-Instituts haben Schüler*innen pro Tag mehr als drei Stunden Lernzeit im 2. Corona-Lockdown verloren im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten. Die Werte haben sich aber verglichen mit Frühjahr 2020 leicht gebessert.
von Karin Billanitsch · 20. April 2021

Anfang 2021 war es wieder soweit: Die deutschen Schulkinder mussten in den zweiten Lockdown gehen und von zu Hause aus ihren Lernstoff büffeln. 4,3 Stunden am Tag, so eine neue Umfrage des ifo-Instituts für Bildungsökonomik, haben sie im Schnitt mit schulischen Tätigkeiten verbracht. „Das ist eine knappe Dreiviertelstunde mehr als im ersten Lockdown im Frühjahr 2021, aber immer noch weniger als an einem normalen Schultag vor Corona“, sagt Prof. Ludger Wößmann. Fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler haben demnach sogar nur höchstens zwei Stunden etwas für die Schule gemacht. Das halte er für besonders bedenklich, betonte der Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik.

Leichte Verbesserungen festzustellen

Bereits im August 2020 hatten die Wissenschaftler untersucht, wie sich die Schulschließungen im ersten Lockdown auf Grundschüler*innen. Gymnasiast*innen uns Besucher*innen anderer Schularten ausgewirkt haben. Damals ergab die Umfrage, dass sich die durchschnittliche Zeit, in der sich die Kinder mit Arbeitsblättern beschäftigt, Videounterricht gehabt oder Hausaufgaben gemacht haben, von 7,4 auf 3,6 Stunden gesunken war.

Es sind also leichte Verbesserungen zu sehen, aber nach wie vor sei „die Coronakrise eine extreme Belastung für die Lernentwicklung und die soziale Situation vieler Kinder“, wie Wößmann feststellte. Die Wissenschaftler*innen haben darüber hinaus auch nach anderen Aktivitäten gefragt:  Die Schulkinder haben demnach täglich mehr Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und Handy (4,6 Stunden) verbracht als mit dem Lernen für die Schule. Auch andere Auswirkungen der Schulschließungen stellten die Bildungsforscher*innen fest: 31 Prozent der Befragten sagten, dass ihr Kind in der Zeit zugenommen habe, etwa durch Bewegungsmangel.

„Schulen danken“

26 Prozent der Schüler*innen hatten täglich gemeinsamen Unterricht mit der ganzen Klasse, zum Beispiel per Video. Auch das ist ein verbesserter Wert gemessen am Frühjahr 2020, als das nur bei sechs Prozent der Fall war. Dennoch: Das sei enttäuschend, so Wößmann. „Der Anspruch muss sein, dies allen Kindern zugänglich zu machen. Gleichwohl müsse man allen Schulen, die das hinbekommen hätten, dankbar sein. Aber eigentlich sei hier politische Unterstützung notwendig.

Weitere Zahlen der Umfrage zeigen die Probleme auf: 39 Prozent hatten dies nur maximal einmal pro Woche Video-Unterricht mit der Klasse. Insgesamt denkt die Mehrheit der Eltern (56 Prozent), dass ihr Kind pro Stunde zu Hause weniger lernt als im regulären Unterricht in der Schule, 22 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.

Mehr Akademikerkinder im Förderunterricht

Nicht alle Eltern bewerteten die Gesamtsituation negativ: Fast 30 Prozent der Eltern meinten, dass Schulschließungen ihren Kindern mehr genutzt als geschadet hätten. Zum Beispiel seien die Kinder weniger schikaniert worden. Zwei Drittel sagen, ihr Sprössling könne besser mit digitaler Technik umgehen, und mehr als die Hälfte glaubt demnach, der Nachwuchs habe besser gelernt, mit Krisen umzugehen.

Eine weitere Beobachtung ergab die Studie: 21 Prozent der Schüler*innen nahmen seit den ersten Schließungen an Maßnahmen wie Förder- oder Nachhilfeunterricht oder Ferienkursen teil. „Es sind aber überproportional Kindern aus Akademikerhaushalten, die an Fördermaßnahmen teilgenommen haben“, hieß es.

Dieser Beitrag erschien zuerst unter www.demo-online.de

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Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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