Schock und Trauer nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Berlin
Mit Entsetzen und Trauer haben Vertreter aus Politik und Gesellschaft auf die tödliche Attacke vom Montagabend in Berlin reagiert. Dabei war ein Sattelschlepper offenbar gezielt in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Polizeiangaben zufolge wurden 12 Menschen getötet, 48 zum Teil schwer verletzt. Der von der Polizei wenig später festgenommene Tatverdächtige wurde am Dienstagabend auf freien Fuß gesetzt. Dem aus Pakistan stammenden Flüchtling konnte eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden.
Gabriel: „Unfassbar traurige Nacht“
Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich erschüttert über das „schreckliche Geschehen“ in der Hauptstadt. Bereits am Montagabend sprach er von einem „schlimmen Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt“. Der Bundespräsident sagte weiter, „ich bin in Gedanken bei den Opfern, bei ihren Angehörigen, bei allen Menschen, die um Familienangehörige oder Freunde fürchten.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach am Dienstagvormittag von einer „unbegreiflichen Tat“, die bestraft werde, „so hart es unsere Gesetze verlangen“. „Wir müssen nach jetzigem Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen“, so Merkel weiter.
Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel sprach von einer „unfassbar traurigen Nacht“ und zeigte sich „zutiefst erschüttert“. Zugleich warnte er: „Es ist jetzt nicht die Zeit für Spekulationen.“ Gabriel weiter: „Mein Dank gilt den Rettungskräften und der Berliner Polizei.“ Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der bereits kurz nach dem Vorfall an den Unglücksort geeilt war, erklärte: „Die Situation ist unter Kontrolle. Berlin tut alles, um mit dieser Situation umzugehen.“
Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, er sei „tief erschüttert über die schrecklichen Nachrichten von den Ereignissen an der Berliner Gedächtniskirche“. Er wünschte „den vielen Verletzten baldige Genesung“.
Heiko Maas: „Die Tat trifft uns alle“
Bundesjustizminister Heiko Maas erklärte, „die Tat trifft nicht nur Berlin mitten ins Herz, sie trifft uns alle“. Es müsse jetzt alles getan werden, um diese abscheuliche Tat sorgfältig und vollständig aufzuklären. „Wir stehen über den Generalbundesanwalt im permanenten Austausch mit den Sicherheitsbehörden“, so der Justizminister.
Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Burkhard Lischka schlug vor, den passiven Schutz von Großveranstaltungen zu verbessern. „Dazu könnte etwa das Aufstellen von Betonblöcken an den Zufahrtsstraßen gehören.“ Zugleich mahnte Lischka zur Besonnenheit: „Auch wenn es sich bei dem Attentat in der Adventszeit und auf einen Weihnachtsmarkt um einen Anschlag mit hoher Symbolkraft handelt, so dürfen Terror, Hass und Wut nicht die Oberhand gewinnen.“
Anteilnahme aus dem Ausland
Auch führende Politiker aus dem Ausland bekundeten ihr Mitgefühl. „Die Franzosen teilen die Trauer der Deutschen angesichts dieser Tragödie, die ganz Europa trifft“, erklärte Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande. Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve sagte: „Ganz Frankreich steht an Deutschlands Seite.“
Auch aus den USA kamen Unterstützung und Anteilnahme. So betonte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price: „Deutschland ist einer unserer engsten Partner und stärksten Verbündeten. Im Kampf gegen all jene, die unsere Art zu leben und unsere Gesellschaften bedrohen, stehen wir an der Seite Berlins.“
80 Meter Verwüstung
Der Vorfall hatte sich gegen 20 Uhr ereignet. Ein aus Richtung Bahnhof Zoologischer Garten kommender Sattelschlepper war Augenzeugenberichten zufolge mit hohem Tempo auf das Gelände des Weihnachtsmarktes gerast und fuhr rund 80 Meter weit quer durch Buden und Verkaufsstände, ehe er zum Stehen kam. Das Fahrzeug hinterließ eine Schneise der Verwüstung, den Einsatzkräften bot sich ein katastrophales Bild. Während unmittelbar nach dem Eintreffen der Rettungskräfte von einem Toten die Rede war, erhöhte sich die Zahl der Todesopfer im Laufe der Nacht erst auf neun und schließlich auf 12. Laut Polizei und Feuerwehr kämpfen mehrere lebensgefährlich verletzte Menschen weiter um ihr Leben.
De Maiziere: „Kein Zweifel“ an Anschlag
Inzwischen hat Bundesinnenminister Thomas de Maiziere auf einer Presskonferenz in Berlin erklärt, es bestehe „kein Zweifel“ mehr, dass es sich im einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt handele. Der LKW sei „bewusst in die Menge gesteuert“ worden. Bisher seien erst wenige Opfer identifiziert, so de Maizière. Unter den insgesamt 48 Verletzten befinden sich gegenwärtig 18 Schwerverletzte.
Noch keine Klarheit über Täter
In der Bundespressekonferenz in Berlin wurde am Dienstagnachmittag deutlich, dass es noch keine Klarheit in der Täterfrage gibt. Generalbundesanwalt Peter Frank erklärte, noch wisse man nicht, ob es einen oder mehrere Täter oder ob es Unterstützer gab. Die Ermittlungen liefen weiter in alle Richtungen. Ein islamistischer Hintergrund sei offen. Wenige Stunden später bekannte sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu der Tat.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere appelierte an die Bürger: „Weichen wir nicht zurück und lassen wir unser Leben nicht von Angst bestimmen.“ Es komme jetzt darauf an, „gemeinsam den Feinden unserer freiheitlichen Gesellschaft die Stirn zu bieten“ und „unsere Freiheit zu verteidigen“.
Zum Vorschlag von CSU-Chef Horst Seehofer, die Politik sei es den Opfern des Anschlages schuldig, die Flüchtlingspolitik grundlegend zu überdenken, sagte der Innenminister: „Heute ist nicht der Tag über Konsequenzen zu sprechen.“