Der Mangel an Krippenplätzen ist besonders in den alten Bundesländern eklatant. Dort bekommen nur 4 Prozent der unter Dreijährigen einen Platz. In Ostdeutschland sind es dagegen gut 33
Prozent. "Diese Situation ist ausgesprochen unbefriedigend", sagte DJI-Direktor Thomas Rauschenbach. Das 2004 beschlossene Tagesbetreuungs-Ausbaugesetz kann diesen Mangel nicht auffangen. Es sieht
vor, in den nächsten fünf Jahren 230 000 Krippenplätze zu schaffen.
Bei den Kindergärten sieht es dagegen deutlich besser aus. Rund 90 Prozent aller Vier- bis Sechsjährigen nutzen diese Angebot. Die Gebühren für den Kindergarten sind dabei nicht immer sozial
gestaffelt, wie die DJV-Studie zeigt. Je mehr Eltern verdienen, desto geringer ist der Anteil des Einkommens, der für den Kindergarten bezahlt wird. Seit ein paar Jahren besteht ein Rechtsanspruch
auf einen Kindergartenplatz.
Ansichten haben sich geändert
Für die Studie "Wer betreut Deutschlands Kinder?" befragte das DJI insgesamt 8000 Eltern mit Kindern bis sieben Jahren. Dabei zeigte sich, dass viele Eltern ihre Einstellung zur
frühkindlichen Betreuung geändert haben. "Kaum einer würde noch behaupten, dass eine Krippe schädlich für ein Kind ist", so Rauschenbach. Rund 60 Prozent der Eltern wünschen sich eine Betreuung für
zweijährige Kinder, im ersten Lebensjahr würden 13 Prozent der Eltern ihr Kind in eine Krippe geben.
Die Studie widerlegt zudem die Annahme, das Migrantenkinder seltener in den Kindergarten gehen. Knapp 83 Prozent besuchen eine Kita. Die Annahme, das Kinderkrippen vor allem von sozial
schwachen Familien genutzt werden, ist ebenfalls nicht mehr aktuell. Laut DJV verdienen Eltern von Krippenkindern mittlerweile viel und sind gut ausgebildet, knapp ein Drittel von ihnen hat
studiert.
Karsten Wiedemann
Süddeutsche Zeitung (8.11.06), Frankfurter Rundschau (8.11.06),
www.dji.de
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie