Im Bundesverkehrsministerium gaben Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats Professor Manfred Bandmann, der
Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin, Professor Dr. Axel Ekkernkamp und Ina Kutscher, Unfallopfer und Gründerin des Projekts "Jeden kann es treffen" Einblick. Sie prägen das Stadtbild: Große
Plakate mit Todesanzeige - darauf zu sehen z.B. eine Familie - ausgelöscht, weil jemand zu viel Gas gegeben hatte. Diese Plakate sind Teil der Kampagne.
Zahl der Verletzten angestiegen
"Wir können uns damit zufrieden geben, dass nahezu 500000 Menschen im Stadtverkehr getötet wurden", unterstrich Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die
Zahl der Verletzten sei gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent angestiegen. Hinter jedem Unfalltod stünde ein persönliches Schicksal, verbunden mit großem Leid. "Wir müssen die Zahl minimieren",
betonte der Minister. Man müsse an die Verantwortung derer appellieren, die hinter dem Steuer säßen. Langsames Fahren sei allein schon aus Selbstschutz das Gebot der Stunde.
Professor Dr. Manfred Bandmann, Präsident des deutschen Sicherheitsrats relativierte das Ergebnis, gab jedoch keinesfalls Entwarnung. Im Vergleich zu den Nachbarstaaten könne, was die Unfälle
in Deutschland betrifft, eine insgesamt positive Entwicklung verzeichnet werden. "Unser Sorgenkind sind die motorisierten Verkehrsteilnehmer. Die Gruppe der 18-24Jährigen stellt den größten Anteil
in der Unfallstatistik", erklärte er. Während Motorradfahrer die meisten Unfälle auf dem Land verursachen, sind in den Städten besonders Kinder, Familien und Senioren gefährdet.
Ich rase gerne
Auch Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin weiß, dass unangepasstes Fahren bei erhöhter Geschwindigkeit rasch zu einem Unfall führen kann. Er sei auf die
unterschiedlichsten Persönlichkeiten getroffen, berichtete der Mediziner. "Wir mussten einen LKW-Fahrer aus der Fahrerkabine herausschneiden, der einen Aufkleber mit der Aufschrift ´Ich rase gerne`
an der Frontscheiben haften hatte."
Ein Verkehrsteilnehmer, der gerne schnell fährt, wurde auch Ina Kutscher zum Verhängnis. Sie ist Unfallopfer und Gründerin des Projekts "Jeden kann es treffen." Sie hat es getroffen. Nach
zehn Tagen Intensivstation leidet sie noch heute unter den Spätfolgen des Unfalls, der nun fast acht Jahre zurück liegt. "Mir kam jemand mit 140 km die Stunde in einer engen Kurve entgegen. Ich
konnte nichts machen", berichtet die lebensfrohe Frau. "Es ist ein Wunder, dass ich da lebend raus bin."
Weder Täter noch Opfer werden
Das ist die Seite des Opfers - aber wie sieht es mit dem Täter aus? Ina Kutscher suchte das Gespräch. Er schäme sich, erzählte sie: "Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden so
wimmern sehen." "Ich rase gerne", das ist die Antwort, die sie auf ihre Frage nach Gründen für den Unfall erhielt. Offensichtlich war es dem Fahrer nicht bewusst, dass er durch sein
unverantwortliches Verhalten nicht nur sein, sondern auch das Leben der anderen in Gefahr bringt. "Du kannst einem Menschen das Leben nehmen, aber du kannst es ihm nicht zurück geben."
Das Schicksal von Ina Kutscher ist nur eines von vielen. Aber jeder Unfall hat ein Gesicht. Mit der Kampagne "Runter vom Gas!" soll der Fokus auf die Opfer von Verkehrsdelikten gerichtet
werden. Deshalb also gibt es die Todesanzeigen auf Plakatwänden. Zum Beispiel auch von Marc und Anja, die die Leistung ihres Motorrads unterschätzten. Aber nicht nur auf Plakatwänden werden die im
Ausland gecasteten vermeintlichen Unfallopfer zu sehen sein, sondern auch in Werbespots im Kino und Fernsehen. "Wir wollen die Aufmerksamkeit der Menschen erreichen, indem wir sie schockieren",
spitzt der Minister zu. Die Eindrücke sollen eine prägende und nachhaltige Wirkung haben.
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