Inland

Rede des Königs: Wie Charles Deutschlands Hilfe für die Ukraine lobt

Der britische König Charles III. betont die deutsch-britische Einigkeit im Ukraine-Krieg. Im Bundestag lobt er die Unterstützung Kiews durch die Bundesregierung als „mutig, wichtig und willkommen“. Zum Tod seiner Mutter spricht er bewegende Worte.
von Lars Haferkamp · 30. März 2023
„Herzlich willkommen“: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßt König Charles III. am 30. März 2023 im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Berlin.
„Herzlich willkommen“: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßt König Charles III. am 30. März 2023 im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Berlin.

In Berlin jagt zur Zeit eine königliche Premiere die nächste: Am Mittwoch traf der britische König Charles III. in Begleitung seiner Frau Camilla zu seiner ersten Auslandsreise als Monarch in der deutschen Hauptstadt ein. Es folgte am Brandenburger Tor die nächste Premiere: Als erstes Staatsoberhaupt wurde Charles dort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren offiziell willkommen geheißen. Eine Ehre, die nicht einmal Königin Elisabeth II. bei ihren zahlreichen Berlin-Besuchen zuteil wurde. Sie durfte zwar bei ihrer letzten Visite im Jahr 2015 mit der Limousine durch das Brandenburger Tor fahren, die militärische Begrüßung fand jedoch – wie üblich – vor dem Schloss Bellevue statt.

Politischer Höhepunkt des Deutschland-Besuches

Am Donnerstag nun die nächste Premiere für König Charles: Als erster britischer Monarch spricht er vor dem Deutschen Bundestag. Seine Rede im Reichstagsgebäude gilt als der politische Höhepunkt seines Deutschland-Besuches. Genau genommen ist es allerdings nur eine halbe Premiere: Als König spricht Charles erstmals vor dem Bundestag, als Kronprinz tat er dies aber bereits am Volkstrauertag, dem 15. November 2020, als er eine Rede bei der zentralen Gedenkveranstaltung hielt. Die Gedenkstunde zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft stand damals ganz im Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft, 75 Jahre nach dem Kriegsende.

Heute nun ist der neue britische König Charles III. – noch vor seiner Krönung im Mai – in den Bundestag gekommen, „um das Bekenntnis zur Freundschaft unserer Länder zu erneuern“. Für König Charles spielt seine Mutter Königin Elisabeth II. eine entscheidende Rolle bei der Aussöhnung von Deutschen und Brit*innen. „Meine Mutter wusste, welch enorme Errungenschaft diese Versöhnung bedeutete. Und mit ihren vielen Besuchen in Deutschland wollte sie ihren Beitrag dazu leisten“, sagt Charles. „Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich einen besonderen Platz im Herzen der Deutschen eroberte.“

Nach dem Tod der Königin im vergangenen Jahr seien seine Familie und er „zutiefst berührt“ gewesen von den vielen Beileidsbekundungen aus Deutschland. „All das war uns in den Zeiten der Trauer ein großer Trost“, betont der Monarch. „Im Namen meiner gesamten Familie danke ich Ihnen von ganzem Herzen für die außerordentliche Anteilnahme der Menschen in Deutschland.“

König Charles: London und Berlin haben Führungsrolle

Dann spannt der König den Bogen zur Gegenwart. Seit seiner letzten Rede vor dem Bundestag vor drei Jahren sei „die Geißel des Krieges zurück in Europa“. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe „unvorstellbares Leid über so viele unschuldige Menschen gebracht“. Zahllose Leben würden zerstört. „Freiheit und Menschenwürde werden brutal mit den Füßen getreten.“ Auch die Sicherheit und Demokratie Europas sei bedroht. Deshalb sei es so wichtig, dass die Welt „nicht tatenlos zugesehen“ habe. Bei aller Erschütterung über den Krieg sieht Charles III. aber auch etwas Positives: „Wir können Mut schöpfen, aus unserer Einigkeit zur Verteidigung der Ukraine, des Friedens und der Freiheit.“

Der König würdigt dabei besonders die Leistungen Großbritanniens und der Bundesrepublik. „Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen.“ Als größte europäische Unterstützer der Ukraine hätten beide Staaten „entschlossen reagiert und Entscheidungen getroffen, die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären“. Und dann würdigt Charles konkret die Verdienste der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz: „Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen.“

Lob der britischen Regierung für Scholz

Hielt der König nun am Donnerstag im Bundestag eine Rede, die die britische Regierung ihm aufgeschrieben hat? So wie etwa bei der Eröffnung des britischen Parlaments? Ja und Nein. Das Prozedere sieht traditionell so aus: Im britischen Außenministerium wird ein Redeentwurf verfasst, der wird dann mit dem König und seinen Beratern besprochen und ausgefeilt. Die Rede ist damit, wenn man so will, eine Art gemeinsames Werk von Regierung und Monarch. Das Lob für die mutige Unterstützung der Ukraine durch die Bundesregierung kommt daher nicht nur vom König, sondern auch von der britischen Regierung.

So dürfte es auch der ersten Rede von Charles im Bundestag 2020 gewesen sein. An diese erinnert der König auch am Donnerstag. „Es war mir sehr wichtig, 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg an der Seite der Deutschen aller Opfer von Krieg und Tyrannei zu gedenken.“ Mit seiner damaligen Rede sorgte er vor drei Jahren noch als Kronprinz für Schlagzeilen. „Die zentralen Bande zwischen uns werden stark bleiben. Wir werden immer Freunde, Partner und Verbündete sein“, sagte er damals. Charles würdigte die Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen: „Unsere beiden Länder habe wieder zu ihrer natürlichen Beziehung als Verbündete und Freunde gefunden“, betonte Charles. „Gemeinsam sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in der Welt.“ Das gilt heute, angesichts des brutalen russischen Überfalls auf die Ukraine, wohl mehr denn je.

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