Proteste gegen AfD-Parteitag: „Ein klares Zeichen gegen Rechts“
Rund 20.000 Menschen haben am Samstag in Köln gegen den Bundesparteitag der AfD demonstriert. Dieser fand im „Maritim“-Hotel am Heumarkt statt. Dort versammelten sich nach einem Demozug durch die Kölner Innenstadt am Nachmittag rund 15.000 Menschen unter dem Motto „Köln stellt sich quer“.
Ein Kontrapunkt zur AfD
„Hier stehen viele aufrechte Demokraten und sagen klipp und klar: Wir wollen so bleiben, wie wir sind – ein vielfältiges, ein offenes, ein tolerantes Land“, lobte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte: „Wir setzen einen Kontrapunkt zur AfD da drüben. Ich bin stolz auf Euch alle. Friedlich und gemeinsam.“
Im Anschluss demonstrierte das Bündnis „Köln gegen Rechts“ auf dem Heumarkt. Am späten Nachmittag fand im Kölner Grüngürtel noch eine Veranstaltung der Kölner Karnevalisten unter dem Motto „Mir all sin Kölle“ statt. Hier traten bis zum frühen Abend Karnevalsbands wie „Höhner“ und „Kasalla“ auf.
Polizei zieht positive Zwischenbilanz
Die erste Zwischenbilanz der Kölner Polizei fiel positiv aus. Zwar mussten die Beamten vereinzelt Pfefferspray gegen Demonstranten einsetzen, zwei Polizisten wurden bei Einsätzen am Vormittag zudem leicht verletzt und zwei Scheiben einer Bank sowie einer McDonald’s-Filiale gingen zu Bruch, „aber insgesamt ist es sehr viel ruhiger geblieben als es zu befürchten war“, sagte Polizeisprecher Christoph Gilles.
Die SPD beteiligte sich mit rund 300 Mitgliedern am Demonstrationszug von „Köln stellt sich quer“. Einer von ihnen war Simon Bujanowski, Vorsitzender des Ortsvereins Poll-Ensen-Westhoven. Im Interview mit vorwärts.de fasst er seine Eindrücke zusammen.
Was bedeuten der AfD-Bundesparteitag und die Gegendemonstrationen für das Leben in Köln?
Köln erlebt gerade ein Wochenende im Ausnahmezustand. Die Innenstadt war den gesamten Samstag stark gesichert. Die Deutzer Brücke, die zum Heumarkt führt, war komplett gesperrt, sogar für Fußgänger. Busse und Bahnen fuhren nicht. Poll liegt auf der rechten Rheinseite. Um zur Demonstration auf dem Heumarkt zu gelangen, mussten wir zu Fuß gehen.
Wie bewerten Sie die vielfältigen Demonstrationen gegen den Parteitag?
Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass sich so viele Menschen an den Demonstrationen beteiligt und nicht von den starken Sicherheitsmaßnahmen haben abschrecken lassen. Köln ist eine bunte, weltoffene und tolerante Stadt. Das haben wir heute wieder unter Beweis gestellt. Ich hoffe und wünsche mir, dass das auf ganz Deutschland ausstrahlt.
Erwartet worden waren etwa 50.000 Demonstranten, gekommen sind rund 20.000. Sind Sie enttäuscht?
Nein, auf gar keinen Fall. Die Umstände waren ja nicht ganz einfach mit den starken Sicherheitsmaßnahmen und Warnungen vor gewaltbereiten Demonstranten. Ich bin sehr froh, dass sich viele nicht davon haben abschrecken lassen und klar und friedlich ein Zeichen gesetzt haben.
Wie war die Stimmung unter den Demonstrierenden?
Da kann ich nur für die Demonstration „Köln stellt sich quer“ auf dem Heumarkt sprechen, an der ich teilgenommen haben. Dort war es sehr friedlich, ja fast fröhlich. Beeindruckt hat mich auch die große Einigkeit aller vertretenen Parteien. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass wir uns in der heißen Phase des Landtagswahlkampfes befinden. Das gemeinsame Ziel – ein klares Zeichen gegen Rechts und gegen die AfD zu setzen – hat heute alle verbunden.
Warum gab es eigentlich mehrere Demonstrationen und nicht eine gemeinsame?
Das kann ich im Einzelnen nicht sagen, denke aber, es hatte organisatorische Gründe. Gut finde ich, dass mit der Demonstration der „Karnevalsgesellschaft Ponyhof“ auch Menschen angesprochen wurden, die sich sonst wahrscheinlich eher nicht an einer politischen Demonstration beteiligt hätten.
Der AfD-Bundesparteitag endet Sonntag Nachmittag. Wird es bis dahin weitere Proteste geben?
Der offizielle Teil der Gegendemonstrationen ist beendet. Wir hoffen nun, dass der Abend und die Nacht ruhig bleiben und nicht noch andere Gruppen versuchen, gewalttätige Aktionen zu starten. Denn das wäre ein vollkommen falsches Zeichen.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.