Pegida macht Dresden zum Bühnenbild für Fremdenhass
Es war gegen viertel nach sieben am Montagabend auf dem Platz vor der Dresdner Semperoper, als der Hauptredner der Demonstration der „Pegida“, Akif Pirinçci, die Bühne betrat. Der hat in der rechts-nationalen Szene Bekanntheit erlangt, weil er in seinen Büchern etwa gegen die vermeintliche „Verschwulung“ der Gesellschaft wettert. Und Pirinçci blieb auch nicht hinter den Erwartungen zurück: Zunächst bezeichnete er die Grünen als „Kinderfickerpartei“, kurz darauf verstieg er sich zu der Aussage „Die KZs sind ja derzeit leider außer Betrieb.“ Mittlerweile liegt gegen den Autor mindestens eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung vor.
Hohes Maß an Gewaltbereitschaft
Diese Aussagen machen deutlich: Die Situation in Dresden spitzt sich weiter zu, sprachlich wie körperlich. 1.900 Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet waren nach Informationen der „Dresdner Neuesten Nachrichten" im Einsatz. Nach Angaben der studentischen Initiative „Durchgezählt“ fanden sich insgesamt mindestens 15.000 Menschen ein, um gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren. Ebenso viele waren es auf der Gegenseite bei „Pegida“.
Dort liefen an diesem Abend auffallend viele junge Männer mit, die durch ihr Äußeres als Mitglieder der rechten Szene erkennbar waren. Schon vor der abschließenden Kundgebung an der Oper war es zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Gegendemonstranten überwanden zwischen Landtag und Kongresszentrum die Polizeibarriere und trafen dort direkt auf die selbstbenannten „Spaziergänger“. Es gab heftige verbale Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten, Böller explodierten. Die Polizei setzte Pfefferspray ein und bekam die Lage erst nach einigen Minuten wieder in den Griff. Ein „Pegida“-Anhänger wurde nach Polizei-Angaben schwer verletzt.
Gegenprotest lautstark, aber überwiegend friedlich
Nach dem offiziellen Ende Demonstrationen gegen 21.30 Uhr kam es zu Übergriffen von „Pegida“-Anhängern auf die Polizei. Dabei flogen auch Pflastersteine. Augenzeugen berichten von einer Hetzjagd auf zwei junge Marokkaner, von denen einer verletzt wurde.
Zuvor hatte der Gegenprotest rund um den Theaterplatz vor der Semperoper lautstark, aber durchgängig friedlich stattgefunden. Bei der Semperoper selbst reagierte man wie schon in der Vergangenheit mit klarer Haltung auf die Demonstration vor ihrer Haustür. Auf einem Bildschirm am Gebäude war zu lesen: „Wir sind kein Bühnenbild für Fremdenhass.“ Es bleibt abzuwarten, ob dieser breite Protest gegen die Islamfeinde in den nächsten Woche aufrecht erhalten werden kann oder wie zuletzt wieder abebbt.
forscht über Männlickeiten im Fußball und spricht darüber. Er twittert unter @Dehnungse.