Inland

Paten für Flüchtlinge gesucht

Sie gehen mit Flüchtlingen zu Behörden oder kochen mit ihnen: Ehrenamtliche Paten sollen Geflüchteten helfen, in Deutschland anzukommen. Ein neues Bundesprogramm unterstützt sie nun dabei.
von Kai Doering · 20. Januar 2016
Tandem
Tandem

Die Zahl ist beeindruckend. Jeder zweite Bundesbürger kann sich vorstellen, sich persönlich für Flüchtlingskinder zu engagieren. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks im vergangenen Juni. Allerdings: Nur drei Prozent der Deutschen sind bislang in dem Bereich aktiv.

Sechs regionale Mentoring- und Patenschaftsnetzwerke aus dem gesamten Bundesgebiet haben deshalb bereits im vergangenen Oktober gefordert, bei der Flüchtlingshilfe „den Patenschaftsansatz zu berücksichtigen und dabei auf bestehende Strukturen zurückzugreifen“.

Zehn Millionen Euro Unterstützung

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig hat den Appell erhört. Am Dienstag hat sie das neue Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ vorgestellt. Dessen Ziel ist es, „Patenschaften zwischen geflüchteten und hier lebenden Menschen zu fördern und zu unterstützen“. Paten übernehmen Verantwortung für Geflüchtete, indem sie sie bei Behördengängen oder anderen Dingen des Alltags unterstützen, gemeinsam kochen oder etwas zusammen unternehmen.

„Integration ist mehr als der Gang zum Sprachkurs“, ist Manuela Schwesig überzeugt. „Menschen stärken Menschen“ soll den Geflüchteten helfen, in der deutschen Gesellschaft anzukommen „und sich hier eine neue Zukunft aufzubauen“. Schwesigs Ministerium stellt dafür zehn Millionen Euro zur Verfügung. Der größte Teil des Geldes soll in den Aufbau, die Qualifizierung und Begleitung von Tandems aus Paten und Geflüchtetem fließen.

Ein Wegweiser-Telefon beantwortet Fragen

Besonders profitieren sollen unbegleitete und minderjährige Flüchtlinge. Rund 59.000 von ihnen sind im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Für sie bietet das neue Programm die Möglichkeit, in Gastfamilien unterzukommen oder einen Vormund zu erhalten. 25.000 neue Patenschaften für minderjährige Flüchtlinge sollen mithilfe von „Menschen stärken Menschen“ entstehen.

Entscheidend ist natürlich zunächst, diejenigen, die sich engagieren wollen, über passende Möglichkeiten zu informieren. Deshalb gibt es nun ein „Wegweiser-Telefon“, das Fragen beantwortet und Orientierung geben soll. Es ist montags bis freitags zwischen 7:30 Uhr und 16 Uhr unter der Nummer 0800/2005070 erreichbar.

„Mit diesem Patenschaftsprogramm schaffen wir die Basis für viele dauerhafte persönliche Begegnungen“, ist Manuela Schwesig überzeugt. „Davon profitieren nicht nur die geflüchteten Menschen, sondern auch die Patinnen und Paten und damit unsere gesamte Gesellschaft.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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