Oberbürgermeisterwahl: Chemnitz bleibt sozialdemokratisch
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„Ich freue mich sehr über das Ergebnis, es ist sehr deutlich geworden. Es ist eine Ermutigung und große Verantwortung, jetzt Oberbürgermeister dieser schönen Stadt zu sein“, sagt Sven Schulze. Der Sozialdemokrat hatte da gerade im zweiten Wahlgang das Rennen um das Amt mit 34,9 Prozent gegen vier Konkurrenten gewonnen. Auf Platz zwei landete CDU-Kandidatin Almut Patt (22,0 Prozent).
Glückwünsche von SPD-Landeschef Dulig
Die bisherige Amtsinhaberin Barbara Ludwig, ebenfalls SPD, gratulierte Schulze, der bisher der Finanzbürgermeister von Chemnitz war. „Ich habe eine intensive, gute Zeit gehabt. Ich kann loslassen und freue mich für Herrn Schulze und die sächsische SPD“, sagte sie Medienberichten zufolge nach der Wahl. Nach 14 Jahren hatte Ludwig nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidiert.
Sachsens SPD-Chef Martin Dulig jubelte am Wahlabend in Chemnitz, als das Ergebnis verkündet wurde. „Ich bin megaglücklich! Sven Schulze wird neuer Oberbürgermeister in Chemnitz“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Er hat die Kraft, die Stadt zusammenzuführen und dieser tollen Stadt neue Impulse zu geben. Herzlichen Glückwunsch!“
Amtswechsel in der Corona-Krise
Auf Sven Schulze warten viele Herausforderungen in der schwierigen Zeit der Corona-Krise, wo es den Kommunen an Gewerbesteuern fehlt, Einzelhandelsbetriebe um ihre Existenz ringen. Der studierte Betriebswirt war seit 1997 in der Privatwirtschaft tätig bei einem Energieunternehmen, wo er Führungserfahrung als leitender Angestellter, Bereichsleiter und Prokurist erwarb. Seit August 2015 ist er Finanzbürgermeister und Kämmerer in Chemnitz.
Seine Vereidigung wird Mitte November stattfinden. Am Wahlabend sieht Schulze sichtlich gelöst aus: „Das Ergebnis ermutigt mich in dem, was ich den Wählerinnen und Wählern rüberbringen wollte.“ Er nehme die große Verantwortung an. „Nach dem trennenden Wahlkampf will ich jetzt wieder alle zusammenführen."
Mit Pragmatismus gegen einen schlechten Ruf
Die Stadt war wegen ihren rechtsextremen Aufmärschen wiederholt im Fokus der Öffentlichkeit. Vor zwei Jahren wurde ein Chemnitzer Bürger erstochen, danach hetzten Rechtsextreme pauschal gegen Ausländer, es gab Ausschreitungen. Oberbürgermeisterin Ludwig kämpfte um den Ruf ihrer Stadt – nun ist es an Schulze, Chemnitz in die Zukunft zu führen und den Zusammenhalt in der Stadt zu stärken und zu fördern, wie er im Wahlkampf versprochen hat. Er nennt sich Chemnitzer mit Leib und Seele und ist angetreten für „alle, denen es nicht egal ist, welchen Weg unsere Stadt künftig nimmt.“
Er ist davon überzeugt, dass es in der Kommunalpolitik zuallererst darum gehen muss, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger das Beste für die Stadt zu erreichen – auch über Parteigrenzen hinweg – das hat er im Vorfeld oft betont. Schulze sieht sich als pragmatisch, sachlich und lösungsorientiert. Er verspricht: „Ich möchte Lösungen und Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellen – und nicht das Problem oder das Trennende.“
ist Leitende Redakteurin beim Vorwärts-Verlag und verantwortlich für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.