Inland

Neuer Kita-Tarifvertrag: Was die „Regenerationstage“ bedeuten

Die Gewerkschaft Ver.di und kommunale Arbeitgeber*innen haben sich für Beschäftigte in Kitas sowie Sozialen- und Erziehungsdiensten auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Es gibt mehr Geld, aber auch mehr Freizeit: sogenannte „Regenerationstage“.
von Benedikt Dittrich · 19. Mai 2022
Mit Warnstreiks hatten die Gewerkschaftsmitglieder mehr Entlastung im Sozial- und Erziehungsdienst gefordert.
Mit Warnstreiks hatten die Gewerkschaftsmitglieder mehr Entlastung im Sozial- und Erziehungsdienst gefordert.

Es war ein Verhandlungsmarathon zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und den kommunalen Arbeitgeber*innen, aber nach mehreren Runden stand nun am Donnerstag die Einigung: Das Personal in Kitas sowie Sozialen- und Erziehungsdiensten bekommt mehr Geld. Monatlich soll es 130 oder 180 Euro an Zulagen geben, je nach Beruf. Doch das ist nicht alles.

Die Tarifparteien haben sich auch auf eine neue Regelung abseits des Gehaltes verständigt, die auf den Namen „Regenrationstage“ oder „Entlastungstage“ hört. Wir erklären das neue Konzept in vier Fragen und Antworten.

Was genau sind „Regenerationstage“?

Die Beschäftigten waren bereits mit der Forderung in die Verhandlung gegangen, die Arbeitsbelastung senken zu wollen. Es ging ihnen also nicht allein um mehr Geld, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen.

Das Verhandlungsergebnis mit den kommunalen Arbeitgeber*innen sind nun die „Regenerationstage“, zwei zusätzliche freie Tage pro Jahr. Außerdem können die Sozialerbeiter*innen und Erzieher*innen noch über zwei weitere freie Tage entscheiden – dann müssten sie aber auf die Zulage verzichten. Sie haben also die Wahl.

Warum war diese Entlastung den Beschäftigten so wichtig?

Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen klagen schon seit Jahren über steigenden Stress, Überlastungen und vieles mehr, der Krankenstand steigt. Hauptgründe: Es fehlt an Personal, viele Stellen können nicht besetzt werden. Gleichzeitig steigen die Anforderungen im Arbeitsalltag zum Beispiel durch Inklusion und Integration in den Kitas und zuletzt durch die Herausforderungen in der Corona-Pandemie. Dass es diese Probleme in der Realität gibt, darüber waren sich die Tarifparteien einig.

Für Ver.di sieht der Lösungsansatz so aus: Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessern, damit weniger Menschen krank werden. Gleichzeitig könnte so der Beruf wieder attraktiver für neue Mitarbeiter*innen werden. Doch gegen diesen Vorschlag sperrten sich die kommunalen Arbeitgeber*innen lange.

Warum waren die Arbeitgeber*innen dagegen?

Mehr Freizeit für die Beschäftigten bedeutet – verkürzt – auf dem Papier auch: Noch weniger Arbeitskapazität als bisher, trotzdem steigende Kosten. Den Personalmangel würde das also nicht beheben, sondern eher noch verschärfen, so die Argumentation der Arbeitgeber*innen. Die Arbeit müsse dann von allen anderen erledigt werden, die nicht frei haben, hieß es unter anderem.

Wie geht’s weiter?

Der neue Tarifvertrag und die damit verbundenen Gehaltserhöhungen sollen ab Juli gelten – sofern die Gewerkschaftsmitglieder dem Verhandlungsergebnis zustimmen.

Zu den insgesamt vier möglichen Entlastungstagen sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle aber auch: „Das kann nur ein Einstieg sein in das Thema Entlastung, dem wir uns in den nächsten Tarifrunden weiter widmen wollen.“

Die Einigung hat Einfluss auf rund 330.000 Beschäftigte in den Sozial- und Erziehungsdiensten, gilt zunächst vor allem für die kommunal Beschäftigten – mit einer Ausnahme: Laut Ver.di haben in Berlin derzeit andere Tarifregelungen Vorrang. Auch andere Träger*innen sind nicht direkt an das Verhandlungsergebnis gebunden, übernehmen die erzielte Einigung in der Regel aber.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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