Inland

Nahles attackiert Söder: „Schließen Sie endlich eine Koalition mit der AfD aus!“

Beim traditionellen Rededuell im niederbayerischen Gillamoos geht SPD-Chefin Andrea Nahles die CSU frontal an: Sie verlangt von Ministerpräsident Söder „die Karten auf den Tisch“ zu legen, ob er nach der Bayern-Wahl zu einer Kooperation mit der AfD bereit sei.
von Lars Haferkamp · 3. September 2018
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Betont kämpferisch zeigten sich in Gillamoos die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und die bayerische SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen. Bei dem traditionellen politischen Frühschoppen auf dem niederbayerischen Volksfest zeigten beide Genossinnen, dass sie durchaus bierzelttaugliche Politikerinnen sind.

Nahles: AfD vom Verfassungsschutz beobachten

So griff Andrea Nahles nach den Ereignissen von Chemnitz die unklare Haltung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gegenüber der AfD an. Direkt an Söder gewandt forderte sie, „schließen Sie endlich eine Koalition mit der AfD aus!“. Da der CSU in allen Umfragen der Verlust der absoluten Mehrheit prognostiziert wird, gewinnt die Frage künftiger Koalitionen in Bayern eine große Bedeutung. „Legen Sie die Karten auf den Tisch!“, verlangte die SPD-Chefin von Söder. Die AfD sei weder eine bürgerliche noch eine patriotische Partei, so Nahles. „Das ist eine Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden muss“, resümierte sie.

Bei allem Ernst der Auseinandersetzung, einen scherzhaften Rat für die Wähler hatte Andrea Nahles dann doch: „Willst Du Markus Söder quälen, musst Du Natascha Kohnen wählen!“, scherzte sie unter johlendem Applaus des Publikum im Festzelt. Am 14. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt.

Dem rechten Mob nicht die Straßen überlassen

Angesichts der aktuellen Bilder aus Chemnitz rief Nahles zum Widerstand gegen rechtsextreme Kräfte auf. „Wir lassen uns vom rechten Mob nicht unsere Straßen beherrschen“, stellte die SPD-Chefin klar. Diesen Menschen dürfe man nicht die Demokratie überlassen.

Zugleich nahm Nahles Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Debatte um die Ursachen des wachsenden Rechtspopulismus in Deutschland in Schutz. Die Wurzeln der Ausschreitungen in Chemnitz seien Nationalismus und Rassismus, aber nicht die Politik Merkels, sagte sie zu entsprechenden Vorwürfen des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki. Dieser hatte Merkel und ihre Flüchtlingspolitik mitverantwortlich gemacht für die aktuelle Entwicklung.

Natscha Kohnen will „kämpfen, kämpfen, kämpfen"

Natascha Kohnen, die bayerische SPD-Vorsitzende und Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl, griff die Politik von Markus Söder in Bayern an. Scharf kritisierte sie dessen Vorgehen beim Familiengeld. So habe Söder im April ein Familiengeld versprochen - wohlwissend, dass dieses auf Hartz IV angerechnet werden müsse. „Söder wusste das!“, zeigte sich Kohnen überzeugt. „Und was macht der Ministerpräsident Schamloses? Er treibt sein Familiengeld voran.“ Nun bekämen Hartz-IV-Empfänger ein Familiengeld, das sie kurz vor Weihnachten wieder zurückzahlen müssten. Das sei Markus Söder jedoch egal vor der Wahl im Oktober. „Das ist unanständig“, so Kohnen.

Die SPD-Spitzenkandidatin lässt sich von aktuell ungünstigen Umfragewerten nicht beeindrucken, wie sie nachdrücklich klarstellte. Diese Bayern-Wahl werde die spannendste seit Jahrzehnten werden. Viele Wähler seien noch unentschlossen. Die SPD werde „kämpfen, kämpfen, kämpfen und Erfolg haben“, versprach Natascha Kohnen unter dem Jubel ihrer Anhänger.

Volksfest Gillamoos seit 1313

Das diesjährige Rededuell auf dem Volksfest in Gillamoos wird mit besonderem Interesse verfolgt, findet es doch nur eineinhalb Monate vor der Landtagswahl statt. Der Gillamoos ist einer der ältesten Jahrmärkte in Bayern. Am letzten Tag des fünftägigen Festes treten traditionell Spitzenpolitiker parallel in Bierzelten auf. Nach dem Politischen Aschermittwoch ist dies das größte Politikspektakel in Bayern. Im Jahr 1313 wurde der Gillamoos erstmals urkundlich erwähnt. Jedes Jahr besuchen über eine viertel Million Besucher das Volksfest.

 

 

 

 

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