Inland

Nachts um zwei klingelt der Wecker

von Die Redaktion · 12. April 2011
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Obwohl ich 150 Bewerbungen geschrieben habe, fand ich nach dem Realschulabschluss 1994 keine Lehrstelle. Meine Eltern haben einen Fischfeinkosthandel. Meine Mutter sagte: "Nicht arbeiten ist nicht. Dann kommst Du erstmal ein Jahr zu uns." Aus einem Jahr sind 16 geworden.

Die langen Tage sind Markttage

Dienstags und donnerstags sind die kurzen Tage. Wir fangen um 5.30 Uhr an und bereiten die Salate: schneiden den Fisch, putzen das Gemüse, pellen die Kartoffeln. Das geht bis 15 Uhr mit einer Stunde Frühstückspause. Die langen Tage sind die Markttage: Mittwoch und Samstag in Elmshorn, Freitag in Uetersen. Da stehe ich um 2 Uhr auf, füttere meinen Hund und gehe mit ihm kurz raus.

Um sieben beginnt der Verkauf

Um halb vier fangen wir an. Während mein Vater vom Hamburger Großmarkt den frischen Fisch holt, fahre ich mit zwei Kollegen zum Markt und wir bauen den Stand auf. Zwischen sechs und sieben treffen die Verkäuferinnen ein, um sieben beginnt der Verkauf. Das ist stressig. Wir müssen schnell sein, zu hundert Prozent konzentriert und immer eine positive Ausstrahlung haben, egal wie es uns geht. Wir haben ja nur die paar Stunden, um unser Geschäft zu machen. Mittwochs dauert der Markt bis 12 Uhr, freitags und samstags bis 13 Uhr. Danach packen wir alles ein, machen sauber und bauen den Stand ab. Ich fahre in die Firma und wir bereiten den kommenden Tag vor. Zwischen 15 und 15.30 Uhr habe auch ich Schluss.
Die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend: Sehr früh anfangen, zwölf Stunden und länger auf den Beinen sein, Kisten schleppen - das ist eine Belastung für die Füße, für den Rücken, für die Schultern.

Man erfährt viel von den Menschen

Trotzdem liebe ich meine Arbeit. Ich liebe es, im Team zu arbeiten, zu verkaufen. In den zwei Minuten, in denen man miteinander zu tun hat, erfährt man viel von den Menschen: wie es ihnen und ihrer Familie geht, ob sie krank waren. Von den meisten kenne ich die Namen. Zum Ausgleich mache ich abends Yoga bei der Volkshochschule. Da treffe ich viele Kundinnen wieder. Dann klönen wir ausführlicher. Sonntag und Montag habe ich frei.
Aufgezeichnet von Susanne Dohrn

Fischverkäuferin Alexandra Behnke 35 Jahre, lebt in Schleswig-Holstein Ausbildung: angelernt Status: angestellt im Familienbetrieb Gehalt: keine Angabe, Tarif für Verkäuferinnen in Schlswig-Holstein bis 1840 Euro brutto (ungelernt 1360 Euro) Arbeitszeit: in Spitzenzeiten bis zu 50 Stunden

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