Inland

Nach Karnevalsäußerung: SPDqueer wirft Kramp-Karrenbauer Menschenverachtung vor

Nach ihren Äußerungen über intergeschlechtliche Menschen während einer Karnevalssitzung wird Annegret Kramp-Karrenbauer aus der SPD scharf kritisiert. Die CDU-Chefin ist homo-, trans- und interfeindlich, sagt die Vorsitzende der SPDqueer, Petra Nowacki. Kramp-Karrenbauer war schon zuvor mit abwertenden Äußerungen gegenüber Homosexuellen aufgefallen.
von Kai Doering · 4. März 2019
placeholder

Annegret Kramp-Karrenbauer mag den Karneval. Am Freitag saß die neue CDU-Vorsitzende bei der Sitzung von „Mainz bleibt Mainz“ im Publikum. In der „Saarländischen Narrenschau“ tritt die frühere Ministerpräsidentin seit 2011 als „Putzfrau Gretl“ auf. Bei einer Darbietung beim „Stockacher Narrengericht“ im Landkreis Konstanz, die am vergangenen Donnerstag im SWR ausgestrahlt wurde, nutzte Kramp-Karrenbauer die Bühne, um über die Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht herzuziehen.

SPDqueer: Kramp-Karrenbauer fehlt es an Anstand

Diese seien gedacht für „Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen“, ätzte Kramp-Karrenbauer. Petra Nowacki kann darüber nicht lachen, im Gegenteil. „Diese als vermeintlicher Scherz verpackte Menschenverachtung fügt sich in eine ganze Reihe von Äußerungen“, sagt die Vorsitzende der SPDqueer. „Im Gesamtbild“ lasse dies nur einen Schluss zu: „Die Vorsitzende der CDU ist homo-, trans- und interfeindlich.“ Kramp-Karrenbauer fehle es „an Anstand und Respekt vor den Menschen in unserem Land“.

Bereits in ihrer Zeit als saarländische Ministerpräsidentin hatte sich Annegret Kramp-Karrenbauer gegen eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen und diese mit der Hochzeit unter Verwandten und Polygamie verglichen. Kurz vor ihrer Wahl zur CDU-Vorsitzenden hatte Kramp-Karrenbauer ihre Äußerungen noch einmal öffentlich verteidigt.

Kahrs: „Die Frau geht gar nicht.“

Für den Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, der im vergangenen Jahr seinen Lebenspartner heiratete, haben Kramp-Karrenbauers Äußerungen System. „Lesben und Schwule diskriminiert sie seit Jahren mit dümmlichen Vergleichen, jetzt teilt sie auch noch gegen Intersexuelle aus“, schrieb er auf Twitter. „Die Frau geht gar nicht.“

Für Lars Klingbeil stehen die Sätze Kramp-Karrenbauers stellvertretend für die Haltung der CDU. „Annegret Kramp-Karrenbauer zeigt, welcher erzkonservative Wind jetzt wieder in der Union weht“, schrieb der SPD-Generalsekretär auf Twitter. „Solche Äußerungen – auch an Karneval – sind absolut respektlos.“

Juso-Chef Kevin Kühnert erinnerte an die Äußerungen eines Journalisten aus dem vergangenen Jahr. „Der konservative (!) Journalist Michael Spreng hat AKKs Einstellung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt letztes Jahr bei Maybrit Illner als ‚reaktionär’ bezeichnet. Dem ist nichts hinzuzufügen“, twitterte er.

Worte haben immer Konsquenzen

Politikberater Erik Flügge erinnerte via Twitter an die eigentliche Funktion der närrischen Zeit. „Die ganze Idee des Karnevals ist es, dass die Ohnmächtigen den Mächtigen als Narren den Spiegel vorhalten und nicht, dass die Mächtigen die Ohnmächtigen verspotten.“ Eine Haltung, die auch Petra Nowacki hervorhebt. „Worte haben immer Konsequenzen“, erinnert die SPDqueer-Vorsitzende. „Wenn die Vorsitzende einer Volkspartei in Regierungsverantwortung aus Überzeugung oder politischem Kalkül gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausspielt, dann setzt sie damit ein fatales Beispiel.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare