Inland

Nach der Wahl vorsichtiger Optimismus

von Die Redaktion · 6. Dezember 2005
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Die soziale Marktwirtschaft. - Bewährt, gefährdet und wie zu retten?

Sieben von Zehn verbinden mit dem Begriff "Soziale Marktwirtschaft" etwas Gutes, sechs von Zehn sind der Meinung sie habe sich bewährt. Gut 60 Prozent sehen sich in einer Wohlstandsgesellschaft, fast eben so viele sehen diesen Zustand aber gefährdet. 37 Prozent befürchten einen Zusammenbruch der Sozialsysteme.

Ein breiter gesellschaftlicher Konsens ist bei der staatlichen Finanzierungsfrage vorzufinden. Dem Sparkurs Steinbrücks entsprechend präferieren drei Viertel der Befragten Ausgabenkürzungen. Die von der CDU/CSU durchgerungene Mehrwertsteuererhöhung wird, im Sinne einer allgemeinen Steuererhöhung, nur von 14 Prozent bevorzugt. Das jedoch erneut Schulden aufgenommen werden, um die finanziellen Mittel des Staates aufzubringen, beurteilen nur vier Prozent als vernünftig.

Den Reformkurs fortsetzen! - Aber in welche Richtung steuern?

Die Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Fortführung der begonnenen Reformen der "Agenda 2010", mehr als jeder Zehnte meint, sie solle am derzeitigen Zustand beibehalten werden.

Der Anteil derjenigen, welche den Markt gestärkt sehen wollen hielt sich in etwa die Waage mit denjenigen welche auf mehr soziale Absicherung setzen wollen würden.

Doch kaum jemand glaubt daran, dass hohe Unternehmensgewinne auch der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen. Zweifel wird hier von 75 Prozent der Befragten gehegt.

Nur 23 Prozent erkennt der Studie nach den gesellschaftlichen Nutzen von hohen Unternehmensgewinne überhaupt an.



Die Ökonomisierung und Globalisierung wird skeptisch beäugt


Mehr als jeder Dritte hält heute die Verwirtschaftlichung des Lebens in Deutschland für zu weitreichend. Deutlich weniger akzeptieren oder befürworten sie. Je höher der Bildungsstand ist, umso skeptischer zeigt man sich.

Erstaunlich für ein Exportland: Doppelt so viele der Befragten sehen in der Globalisierung eher Nachteile, als sie Vorteile in ihr erkennen können. Fast der Hälfte aller geht die Globalisierung schlichtweg zu schnell vonstatten. 58 Prozent bringen keinerlei Verständnis für die Produktionsverlagerung der Unternehmer in das Ausland auf.

Das gesellschaftliche Engagement der Unternehmen nehme in den letzten Jahren ab, meinten ausserdem über die Hälfte. (Der Bankenverband setzt dem den Zuwachs an Corporate Social Responsibility (CSR) in den letzten Jahren gegenüber. CSR sind Konzepte und Initiativen von Unternehmen mit dem Anspruch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen.) Dabei geständen drei Viertel aller den Unternehmen sogar ein, geschäftliche Interessen bei dem gesellschaftlichen Engagement zu verfolgen.

Die Demokratiezufriedenheit nimmt ab

Besorgniserregend ist das Ergebnis zur Frage nach der Zufriedenheit mit der Demokratie. Demnach zeigen sich seit 2000 zunehmend weniger mit der deutschen Demokratie zufrieden. Nur noch knapp jeder Zweite hegt ihr gegenüber keine Bedenken. Dementsprechend gering ist das Vertrauen in die Regierung und die Parteien.

Hierzu passt, dass trotz hoher eigener Ansprüche an den Staat ehrenamtliches (31%) oder parteiliches (5%) Engagement nach wie vor eher die Ausnahme darstellt. Auch sank gegenüber 2000 die Bereitschaft in einem politischen Amt Verantwortung zu übernehmen um sechs Prozent auf nun 23 Prozent der Befragten.

Die Umfrage wurde telefonisch zwischen dem 26. September und 10. November 2005 bei über 1500 Bundesbürgern über 18 Jahren durchgeführt. Die Meinungsermittlung geht auf das Mannheimer Institut für praxisorientierte Sozialforschung (ipos) zurück. Es diente als Begleitinformation zu den 13. Schönhauser Gesprächen, dem gesellschaftspolitischen Forum der privaten Banken, zum Thema "Die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft - Politik, Wirtschaft und Bürger in der Verantwortung" am 29./30. November 2005 in Berlin.

Siehe hierzu auch Vom Motor und der Handbremse?

David Malcharczyk

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