Die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika haben ihre Stimme abgegeben. Doch trotz des erbitterten Wahlkampfs und aller heiligen Versprechen, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen und die Staatsschulden abzubauen, die während des Milliarden teuren Präsidentschaftsrennens gegeben wurden, deutet nichts auf eine Wende zum Besseren hin.
Wer sich während der heißen Phase des Kampfes ums Weiße Haus und nahezu des gesamten Kongresses in den USA umhörte, war überrascht, wie wenig das in den Medien hochgejazzte Wahlkampffieber die Masse der Amerikaner berührt hat. Diese Gleichgültigkeit kommt nicht von ungefähr.
Die Indifferenz der US-Bürger und die Sorge des Auslands sind berechtigt. Seit 30 Jahren verringert sich das Realeinkommen der Hälfte der Bürger, während sich die Einnahmen der Reichsten, die ein Tausendstel der US-Bevölkerung ausmachen, verdoppelten. In den USA gibt es die teuersten Firmen, die besten Universitäten, die meisten Nobelpreisträger. Doch die Armut bleibt erschreckend. Daran änderte sich nichts, einerlei, ob die Präsidenten Demokraten oder Republikaner waren.
Zuletzt stritten Obama und Romney über scheinbar unvereinbare Konzepte. Der Präsident wollte mehr Staat, Romney weniger. Doch beide befürworteten hohe Militärausgaben. Daher wird der Krieg in Afghanistan weitergehen und weitere Milliarden verschlingen. Die 16 Billionen Dollar Staatsschulden werden zunehmen. Die USA werden in noch stärkere Abhängigkeit von China geraten.
Bemerkenswerterweise wurden Europa und Deutschland während der landesweit übertragenen TV-Debatte zur Außenpolitik nicht einmal erwähnt. Das entspricht den politischen Vorstellungen beider Seiten. Europa wird entgegen allen Versprechungen weiter als Nebenschauplatz behandelt werden, da hier weder Kriege stattfinden noch ein Handelsdefizit herrscht.
Es wird Zeit, dass Europa seine Differenzen überwindet und sich auf eigene Beine stellt.
ist ein deutsch-israelischer Schriftsteller, Publizist, Politologe und Zeithistoriker.