Inland

Nach 48 Jahren hat Ingolstadt wieder einen SPD-Oberbürgermeister

Bei den Oberbürgermeister-Stichwahlen in Bayern war die SPD erfolgreich. In Ingolstadt erringt mit Christian Scharpf nach fast 50 Jahren wieder ein Sozialdemokrat das höchste Rathausamt. In Nürnberg reichte es nicht für Thorsten Brehm, Nachfolger von Uli Maly zu werden.
von Karin Billanitsch · 30. März 2020
Sensationsieger in Ingolstadt: Christian Scharpf wird der erste SPD-Oberbürgermeister seit 1972.
Sensationsieger in Ingolstadt: Christian Scharpf wird der erste SPD-Oberbürgermeister seit 1972.

Christian Scharpf ist der Mann der Stunde in Ingolstadt: Er gewann die Oberbürgermeister-Stichwahl mit 59,3 Prozent deutlich vor dem bisherigen Amtsinhaber von der CSU Christian Lösel. Dass die Sozialdemokraten nach fast einem halben Jahrhundert künftig den Oberbürgermeister stellen, ist eine Sensation. Der letzte Rathauschef mit SPD-Parteibuch war Otto Stinglwagner. Er schied 1972 aus dem Amt.

„An dieser Stelle herzlichen Dank für Hunderte von Nachrichten und Glückwünschen, die ich leider nicht alle einzeln beantworten kann. Es ist überwältigend! Herzlichen Dank an alle!“, freute sich Scharpf auf seiner Facebook-Seite. Scharpf war bisher Stadtdirektor in München und hat unter den Oberbürgermeistern Christian Ude und Dieter Reiter gearbeitet.

Bittere Pille in der SPD-Hochburg Nürnberg

Nach einem sehr spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen steht nun fest, wer in die Fußstapfen von Ulrich Maly auf dem Posten des Oberbürgermeisters in Nürnberg tritt. CSU-Kandidat Marcus König wird der neue OB. Für den Kandidaten der SPD, Thorsten Brehm, reichte es im zweiten Wahlgang nicht. Eine bittere Pille für Brehm, der auch Vorsitzender der SPD Nürnberg ist.

König setzte sich mit 52,2 Prozent durch, Brehm erhielt 47,8 Prozent. Nach dem ersten Wahlgang am 15. März hatte Brehm mit 34,9 Prozent knapp hinter König gelegen, der 36,5 Prozent erzielt hatte. Die Grünen hatten keine Wahlempfehlung ausgesprochen (ihre Kandidatin Verena Osgyan war in der ersten Runde auf ein Ergebnis von 15,1 Prozent gekommen). 18 Jahre lang hat Amtsvorgänger Ulrich Maly die Geschicke der Frankenmetropole geleitet.

Reiter gewinnt klar vor CSU-Herausfordererin

Auch in München liegt das vorläufige Endergebnis vor: SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter behält ganz klar die Oberhand und gewinnt mit 71,7 Prozent. Die Konkurrentin Kristina Frank von der CSU muss sich mit 28,3 Prozent geschlagen geben. In einem ersten Statement, das Reiter auf Facebook veröffentlicht hat, zeigt er sich „überwältigt von dem großen Vertrauen, das mir die Münchner*innen entgegengebracht haben“ und bedankt sich: „Das gibt mir viel Rückenwind für die nächste Amtsperiode“. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise müssten nun alle Kräfte gebündelt werden, um die gewaltigen Herausforderungen zu bewältigen.

Gute Nachrichten für die SPD gibt es auch aus Bamberg, wo der Sozialdemokrat Andreas Starke mit 59,3 Prozent wiedergewählt wurde. In Coburg bleibt das Rathaus ebenfalls unter sozialdemokratischer Führung: Dominik Sauerteig tritt die Nachfolge von Norbert Tessmer an. Er gewann mit 57 Prozent vor Christian Meyer von der CSU (43 Prozent). In der Stadt Donauwörth gibt es einen Farbwechsel: Jürgen Sorré (SPD) erobert den Oberbürgermeister-Posten, Michael Bosse von den freien Wählern verliert mit 39,1 Prozent.

Stichwahl wegen Corona als reine Briefwahl

Auch in Hof wird es einen Machtwechsel geben: Eva Döhla von der SPD lässt den Amtsinhaber Harald Fichtner mit 54,8 Prozent klar hinter sich. Fichtner kam nur auf 45,2 Prozent der Stimmen. In Kulmbach wird künftig SPD-Mann Ingo Lehmann Chef im Rathaus. Henry Schramm, der für CSU, Freie Wähler, WGK und FDP antrat, schaffte es nicht, sein Amt zu verteidigen.

Aus Aschaffenburg, Erlangen oder Forchheim, wo nach dem ersten Wahlgang SPD-Kandidaten als Favoriten in die Stichwahl gegangen sind, gibt es noch keine Ergebnisse. (Stand 12:30 Uhr). Auch in Regensburg wird erst am Montag ausgezählt. Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) lag nach dem ersten Urnengang dort auf Platz zwei hinter Astrid Freudenstein von der CSU.

Die Stichwahl in Bayern fand wegen der Corona-Krise als reine Briefwahl statt.

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Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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