Inland

Mut zur Macht: Frauen können alles und müssen dafür streiten!

Aus Überzeugung ermutigte Anke Fuchs Frauen, an Politik mitzumischen und förderte sie unermüdlich. Was ihre Aufforderung „Mut zur Macht“ für heutige Generationen bedeutet, fanden Gesprächspartner*innen in der Berliner Friedrich-Ebert-Stiftung heraus.
von Laura Strübbe · 26. Februar 2020

Weniger Frauen als vor 20 Jahren sind heute im Bundestag vertreten. „Da bedarf es des Handelns.“, so der Aufschrei Kurt Becks, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), in seiner Begrüßungsrede zum Generationendialog „Mut zur Macht“ in Gedenken an Anke Fuchs, ehemalige Vorsitzende der Stiftung. Fuchs hatte immer versucht, Frauen den Rücken zu stärken und sie nach vorne zu bringen. Sie wusste, in Solidarität und über das Einbringen als Individuum hinaus, bringt frau Reformen voran, so Ingrid Matthäus-Maier, Vorsitzende des Kuratoriums der FES, zum politischen Lebenswerk Fuchs’. Damals wie heute stehe für Kurt Beck eine Frage im Raum: Was können wir tun, um die Breite der Masse in eine solche Position zu heben?

50 Prozent der Macht für 50 Prozent der Bevölkerung

„Anke Fuchs war in vielen Ämtern die erste Frau auf einem Stuhl, den Männer inne hatten.“ Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hält während dieser Worte ein eigens entwendetes Bild der Bundesministerin von 1982 aus dem Ministerium hoch. Auf jenem ist Fuchs als Bundesminister untertitelt – für Giffey ein Verweis darauf, dass sie als ‚solcher’ mit falschem Geschlecht wahrgenommen worden sei.

Frauen kämen auch heute noch nicht in Führungspositionen vor allem im MINT-Sektor an, obwohl sie in jenen Fächern im Abitur und Studium noch geglänzt haben, was Giffey doch immer wieder ins Erstaunen versetzt.  70 Prozent befragter Unternehmen gäben auf die Frage nach dem Anteil der Frauen in Führungspositionen die Zielgröße Null an. Dafür möchte Giffey Sanktionen in Form von Geldbeträgen erheben, denn „wir wollen diesen Konflikt“, der entstehe, wenn Strafen gezahlt werden müssen. Im bevorstehenden EU-Ratsvorsitz sollen in Richtung Gleichstellungspolitik die Themen Entgeltgleichheit sowie Gewalt gegenüber Frauen fokussiert werden.

Das politische Engagement jüngere Frauen 

Wie sich Ingrid Matthäus-Maier erinnert, war es der Mut zum Selbstbewusstsein in einer Männergesellschaft, der Anke Fuchs auszeichnete. Johanna Ueckermann, eine junge Politikerin im SPD-Parteivorstand, profitierte, wie sie es selbst beschrieb, von Frauen wie Fuchs. Aber auch sie – die ehemalige Bundesvorsitzende der Jusos – habe ihre Position genutzt, um andere Frauen nachzuziehen. Kurt Beck warf zu Beginn die Frage in den Raum, woran es läge, dass von Seiten junge engagierter Frauen kaum Bestrebungen spürbar wären, sich in die Partei einzubringen. Laut Johanna Ueckermann lege es nicht am fehlenden politischen Engagement jüngerer Frauen, denn politisch wären sie allemal.

Die Diskussion im Fishbowl-Format, welche die Anwesenden über zwei leere Stühle zum mitdebattieren einlädt, beginnt mit einer Anekdote Ingrid Matthäus-Maiers über ihre Zeit in einem männerdominierten Unternehmen, in dem sie provokant darauf pochte, dass mit der weiblichen Form in der Anrede einer kurz vor dem Druck stehenden Mitteilung im Folgenden auch alle Männer gemeint sind. Thematisch leitet die Moderatorin Stefanie Elies auf den Paragraphen 219a um. Johanna Ueckermann ist es gerade noch möglich, ihren ersten Gedanken auszusprechen, bevor ihr eine seit 50 Jahren in der SPD aktive Frau ins Wort fällt, die selbst eine, Ingrid Matthäus-Maier doch sehr gleichende, Geschichte zur gendergerechten Sprache vorträgt.

Mut haben, um nicht unterzugehen

Ob Johanna Ueckermann noch etwas zu sagen hätte? Sie schüttelt lächelnd den Kopf. Nun hat sich eine andere Frau auf den noch freien Stuhl gesetzt, die die Lebendigkeit ihrer Vorrednerin anpreist. Die 15 Minuten, die sich an einem Wirkungsfeld Anke Fuchs’ Politik orientieren sollten, sind nun um. Und obwohl nicht viel Zeit bleib, die heutige Wirkmächtigkeit sowie Notwendigkeit des Willens zur Mut zu hinterfragen, zeichnet die Diskussion doch ein eindeutiges Bild. Woran es wohl liegt, dass junge Frauen nicht den Weg in die Partei wählen? Wohl auch nicht an der fehlenden Einladung oder gar an den Inhalten der Partei, wie Kurt Beck eingangs sinnierte.

Autor*in
Laura Strübbe

studiert Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist Praktikantin beim vorwärts.

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