Inland

Mehr Geld, weniger Druck: SPD-Frauen fordern Aufwertung für soziale Berufe

Beschäftigte in Gesundheits- und Sozialberufen brauchen mehr Anerkennung – und auch mehr Lohn. Das zumindest fordern SPD-Spitzenpolitikerinnen am Donnerstag in Mainz. Mit einem Programm machen sie deutlich, wie es gelingen kann, soziale Berufe aufzuwerten.
von Vera Rosigkeit · 31. August 2017

Sie leisten wichtige Arbeit, arbeiten im Schichtdienst und auf Abruf und werden doch nicht gut bezahlt. Die Rede ist von den rund 5,5 Millionen Menschen, die in Gesundheits- und Pflegeberufen oder als Erzieher arbeiten. Eine, die das aus eigener Erfahrung weiß, ist Claudia Moll. Die Eschweilerin, die in diesem Jahr für die SPD im Wahlkreis Aachen-Land für den Bundestag kandidiert, arbeitet seit 27 Jahren als Altenpflegerin. Die Angestellten in dieser Branche leisten sehr viel, weiß Moll. Doch sie seien oft überlastet, unterbezahlt und erhielten zudem nur wenig Wertschätzung. Claudia Moll möchte das ändern. Und mit ihr die SPD.

Gebührenfreie und vergütete Ausbildung

„Wir wollen soziale Berufe aufwerten“, heißt es im Regierungsprogramm der SPD. Wie das gehen soll, erklären am Donnerstag Bundesfamilienministerin Katarina Barley, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer nach Gesprächen mit Beschäftigten der Rheinhessen-Fachklinik in Mainz.

Es könne nicht sein, dass „wir diesen Beschäftigten, die für unsere Gesellschaft so wichtig sind, nur so wenig Anerkennung entgegenbringen“, betont Katarina Barley. Die Familienministerin möchte die Attraktivität der Sozial- und Gesundheitsberufe erhöhen. Zu schaffen sei dies mit „besseren Arbeitsbedingungen, durch höhere Personalschlüssel und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt sie. Da die meisten der fast 200.000 jungen Menschen, die jährlich in dieseem Bereich ausgebildet werden, keine Vergütung erhalten, sondern zum Teil noch für ihre Ausbildung Schulgeld zahlen müssen, fordert Barley eine Ausbildungsvergütung, „wie es in anderen Branchen auch üblich ist".

Tarifvertrag Soziales

Auch Arbeitsministerin Andrea Nahles weiß um die „harte Arbeit“, die meist unter großem Druck und oft zu niedrigen Löhnen geleistet werde. Da es die Aufgabe von Tarifpartnern sei, Löhne auszuhandeln, habe sie Gespräche mit Sozialpartnern und Wohlfahrtsverbänden aufgenommen, erklärt sie. Nahles: „Der Schlüssel liegt in der Tarifpartnerschaft." Ihr Ziel: „Ein bundesweit geltender Tarifvertrag Soziales wäre der beste Weg, um deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten in dieser Branche zu erreichen.“

In Rheinland-Pfalz will Malu Dreyer neben dem Ausbau von Kindertagesstätten vor allem die Qualität der pädagogischen Arbeit vorantreiben. Ihr Land, das in den vergangenen Jahren die Kitagebühren schrittweise abgeschafft hat, setze dabei vor allem auf „gut ausgebildete Fachkräfte“ als Grundlage, betont die Ministerpräsidentin.

Mehr Zufriedenheit mir der Arbeit und weniger Berufsausstiege, auch das ist ein formuliertes Ziel im „Aktionsprogramm zur Aufwertung sozialer Berufe“. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Wolfgang Stadler begrüßt das Aktionsprogramm. Soziale Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt würden, seien trotz steigenden Bedarfs nach wie vor zu gering geschätzt und zu schlecht  bezahlt, sagt er. Die AWO fordert klare Regelungen für den gesamten Bereich der sozialen Arbeit. 

 

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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