Inland

Mecklenburg-Vorpommern: Warum die Energiezukunft im Nordosten liegt

Ursprünglich sollte in Lubmin russisches Gas anlanden. Nach Beginn des Kriegs in der Ukraine wurde hier in Rekord-Geschwindigkeit ein Terminal für Flüssiggas errichtet. Künftig soll es für einen regenerativen Energieträger genutzt werden.
von Vera Rosigkeit · 19. Februar 2023
Mit Deutschland-Geschwindigkeit: Manuela Schwesig und Olaf Scholz eröffnen am 14. Januar das Flüssiggas-Terminal in Lubmin.
Mit Deutschland-Geschwindigkeit: Manuela Schwesig und Olaf Scholz eröffnen am 14. Januar das Flüssiggas-Terminal in Lubmin.

Seit Anfang des Jahres pendeln im Greifswalder Bodden kleine Shuttle-Schiffe zwischen einem Tankerschiff mit verflüssigtem Erdgas in der Ostsee und einem Terminal im Hafen des Seebads Lubmin, kurz vor der Insel Usedom. Die Shuttle-Schiffe beladen das Spezialschiff „Neptune“, ein schwimmendes LNG-Terminal, das das gelieferte Flüssiggas wieder in Erdgas umwandelt. 

Das nach Wilhemshaven zweite Flüssiggas-Terminal Deutschlands hat Anfang Januar seinen Betrieb aufgenommen. Es geht um mehr Unabhängigkeit bei der Gasversorgung. Rund 5,2 Milliarden Kubikmeter Gas erzeugt die Anlage pro Jahr, knapp ein Zehntel dessen, was im Jahr 2021 durch die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 1 geflossen ist.

Meilenstein in der deutschen Energiepolitik

Das Terminal in Lubmin ist die erste Anlage dieser Art an der Ostsee. Ein Meilenstein in der deutschen Energiepolitik, denn zum einen soll sie die Versorgungssicherheit nach dem Ende der Energie-Importe aus Russland gewährleisten, zum anderen sind von der Antragstellung zum Bau bis zur Inbetriebnahme nur wenige Monate vergangen. Deshalb spricht Bundeskanzler Olaf Scholz während der offiziellen Eröffnung am 14. Januar von einem „neuen Deutschland-Tempo“ beim Ausbau einer eigenen LNG-Infrastruktur.

Besonders ist allerdings auch, dass die bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann, um von Mecklenburg-Vorpommern aus Erdgas ins deutsche Netz einzuspeisen und zu verteilen. Durch mehrere Ausbaustufen könnte eine Kapazität von etwa 24,5 Milliarden Kubikmetern Erdgas realisiert werden, doch langfristig sollen die Anlagen auch als Infrastruktur für grünen Wasserstoff nutzbar werden. Denn gleichzeitig landet in Lubmin auch Strom aus Offshore-Windparks an. So zumindest schaut Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in die Zukunft.

„Es gibt Pläne, hier künftig grünen Wasserstoff zu produzieren und auch dafür die entstandene Infrastruktur zu nutzen“, sagt sie bei Inbetriebnahme des Terminals. Ziel sei, sich möglichst schnell vollständig aus Erneuerbaren Energien versorgen zu können. Das schaffe Unabhängigkeit bei der Energieversorgung. „Mecklenburg-Vorpommern produziert schon heute doppelt so viel Strom, wie wir selbst verbrauchen“, betont Schwesig. Weitere Windparks auf See seien in Planung. „Wir wollen die Wasserstofftechnologie weiterentwickeln.“ Wasserstoff biete viele Vorteile: als Energiespeicher, aber auch als Quelle für klimafreundliche Antriebe. 

Erneuerbare sind das Ziel

Trotz erteilter Genehmigung gab es beim Start der Inbetriebnahme Kritik von Bürgerinnen und Bürgern sowie Umweltverbänden. Letztere befürchten, dass durch beschleunigte Genehmigungsverfahren mögliche Auswirkungen auf den Greifswalder Bodden nicht genügend bedacht wurden. Anforderungen an das Betreiberunternehmen Deutsche ReGas müssen von diesem nun auch nachträglich noch erfüllt werden. 

Schwesig verspricht, die Proteste von Umweltschützerinnen und Umweltschützern sehr ernst zu nehmen. Gleichzeitig betont sie, dass in der aktuellen Situation kein Weg daran vorbeiführe, zusätzliches Gas über die Meere nach Deutschland zu bringen. Es gehe um Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze wie auch um den Klimaschutz. Ziel für Deutschland müsse sein, „vollständig Erneuerbare Energien zu nutzen. Dabei hilft Mecklenburg-Vorpommern“.

node:vw-infobox

Autor*in
Avatar
Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare