Inland

Martin Schulz trifft Paketzusteller Könemann: „Ich stehe auf deiner Seite“

Erst startet er eine Petition, dann übergibt er SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz mehr als 70.000 Unterschriften. So kämpft Olaf Könemann für eine Lebensstandard-sichernde Rente. Am Ende hat er Gänsehaut.
von Vera Rosigkeit · 1. September 2017

Betteln gehen möchte er nicht. Doch bleibt alles, wie es ist, droht Olaf Könemann, wenn er 2033 nach 51 Arbeitsjahren in Rente geht, Armut im Alter. Bei einem derzeit prognostizierten Rentenniveau von voraussichtlich 43 Prozent, bleibe ihm eine Rente unter dem heutigen Grundsicherungssatz. „Ein echtes Minus-Geschäft!“, kritisiert er.

Gute Rente statt Altersarmut

Deshalb hat Könemann auf der Petitionsplattform change.org mit einem Brief an Martin Schulz eine Petition unter dem Motto: „Lebensstandard-sichernde Rente statt Altersarmut!“ gestartet. Doch damit nicht genug, konnte Könemann am Donnerstag seine inzwischen mehr als 70.000 Unterschriften starke Petition dem SPD-Chef und Kanzlerkandidaten Schulz in Hamburg persönlich überreichen.

Der nahm das Anliegen Könemanns ernst, hörte zu und bewertete die Lage als eindeutig. „Wir müssen eingreifen, sonst sinkt das Niveau, gleichzeitig steigen die Beiträge“, erklärte Schulz. Das SPD-Konzept sehe vor, in einem ersten Schritt das Niveau und die Beiträge zu stabilisieren.

Keine Rente mit 70

Zudem bekräftigte Schulze seine Aussage, dass die SPD ein Anheben des Renteneintrittsalters ablehne, weil das nichts anderes sei „als eine versteckte Rentenkürzung“. Stattdessen wolle seine Partei mit einem neuen Generationenvertrag die Rentenversicherung auf neue Füße stellen. Ein erster Schritt sei die Aufnahme sogenannter Solo-Selbstständige in die gesetzliche Rente, erklärte Schulz. Gleichzeitig müsse man aber auch über versicherungsfremde Leistungen wie die Mütterrente reden. Dafür seien nie Leistungen in die Solidarversicherung eingezahlt worden, sie koste den Beitragszahler aber Milliarden. Schulz: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch über Steuern finanziert werden muss.“

Schulz ist auf uns zugekommen

„Wir müssen ehrlich zueinander sein, ich stehe auf ihrer Seite“, erklärte Schulz gegenüber Könemann. Dann ging es für ihn weiter zur Hamburger Michelswiese, der nächsten Station auf seiner Wahlkampftour „Martin Schulz live“. Dort wird er das Treffen mit Olaf Könemann in seiner Rede aufgreifen. „Ein Land mit den Haushaltsüberschüssen der Bundesrepublik Deutschland, muss doch die Würde im Alter absichern können“, wird Schulz sagen und dafür viel Beifall bekommen. Auch von Olaf Könemann. Der zeigte sich nach dem Treffen zufrieden – und mit Gänsehaut. „Es war ein gutes Gespräch, Schulz ist auf uns zugekommen“. Könemann:.„Es ist eine große Sache, wenn man so etwas macht, ich bin happy.“

Im übrigen ist es nicht die erste Petition, die der Paketzusteller aus Hamburg gestartet hat. Mit einer Unterschriftenaktion forderte er unlängst vom Lobbyverband der Metall- und Elektroindustrie, der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, ihre Werbekampagne gegen eine Stärkung der gesetzlichen Rente zu beenden.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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