Inland

Manchmal Engel sein

von Die Redaktion · 4. April 2011
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Unser Salon öffnet um 9 Uhr. 20 Minuten vorher muss ich da sein um z.B. die Haarschneidemaschinen in den Wagen zu legen. Ich prüfe, ob meine Haare sitzen, das Make-up stimmt, denn ein gepflegtes Äußeres ist in diesem Beruf sehr wichtig.

Nach dem Hauptschulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Friseurin gemacht. Zuerst lernt man den Umgang mit Kunden: Haare waschen, Kopfhaut massieren. Die leichteren Sachen. Dann habe ich mir Modelle für einen Haarschnitt gesucht.

Man steht den ganzen Tag

Am Anfang habe ich bis zu 1,5 Stunden gebraucht. Färben, Dauerwelle, Wasserwelle, Föhnen, Stylen und Make-up habe ich in der Ausbildung auch gelernt, dazu die chemische Zusammensetzung der Färbemittel und was mit dem Haar bei einer Dauerwelle passiert. Ohne guten Hauptschulabschluss ist die Berufsschule echt schwer. Vor meinem ersten Haarschnitt hatte ich Respekt. Den sollte man auch behalten. Trotzdem bin ich selbstbewusst, sonst kann ich die Kunden nicht überzeugen. Die Kunden kommen im Halbstunden- bis Stundentakt.

Die Arbeit ist anstrengend, weil man den ganzen Tag steht. Aber sie bringt auch viel Spaß. Ich kann kreativ sein. Wenn eine Frau sich von ihrem Mann getrennt hat und statt der langen Haare, die er so mochte, etwas Neues will, sind wir Friseure so etwas wie kleine Engel. Das gleicht das Anstrengende aus. Einmal habe ich bei einem Mann, der einen Stoppelschnitt wollte, den Zwölf-Millimeter-Aufsatz vergessen. Ich hatte im Nacken schon zwei Zentimeter wegrasiert, bis ich es gemerkt habe. Ich habe mich entschuldigt und er hat zwei Schnitte kostenlos bekommen. Er kommt heute noch.

Wenn der Salon schließt, putzen wir

Inzwischen bin ich Meisterin. Dafür bin ich ein Jahr zur Schule gegangen, habe Rechnungswesen, Arbeits- und Steuerrecht gelernt. Ich prüfe Gesellen und bin im Berufsausbildungsausschuss. Mindestens alle zwei Monate besuche ich eine Weiterbildung. Da lernt man neue Schnitt- und Färbetechniken.

Unser Salon schließt um 18 Uhr. Dann putzen wir und räumen auf. Um 18.20 Uhr habe ich Feierabend. Ich arbeite im Geschäft meiner Mutter, das ich später übernehmen möchte.

Aufgezeichnet von Susanne Dohrn

Friseurin Ann-Cathrin Holst 24 Jahre, lebt in Hamburg
Ausbildung: 3 Jahre zur Friseurin, 1 Jahr Meisterschule
Status: angestellt
Gehalt: In Hamburg ab 1151 Euro brutto im Monat, Meister ab 1432 Euro plus Trinkgeld und oft Umsatzbeteiligung Arbeitszeit: 38,5 Stunden in der Woche

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