Inland

Lloydt-Werft in Bremerhaven: Hoffen auf die „Polarstern 2“

Die Werften spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven. Davon hat sich in dieser Woche SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil ein Bild gemacht. Vor allem auf den Bau eines Schiffes hoffen sie in Bremerhaven.
von Ulf Buschmann · 29. März 2019
Bremens Wirtschaftssenator Martin Günther, der SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil haben sich ein Bild von der Situation auf der Lloydt-Werft gemacht.
Bremens Wirtschaftssenator Martin Günther, der SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil haben sich ein Bild von der Situation auf der Lloydt-Werft gemacht.

Sich drehende Kräne, Funken einer Flex und das Aufblitzen beim Schweißen – dies alles gehört zum Bild einer Werft. Aber auch der Hammer, der auf Stahl trifft. Uwe Schmidt ist das alles vertraut. Kein Wunder, der SPD-Bundestagsabgeordnete ist damit praktisch groß geworden. Schmidt war bis vergangenes Jahr Betriebsratsvorsitzender des Gesamthafenbetriebs Bremerhaven. Seine Zusatzqualifikation als Hafenfacharbeiter hat der gelernte Kfz-Mechaniker bereits seit 1989 in der Tasche. Klar, dass Schmidt auch als Abgeordneter noch immer das am Ohr an der Kernklientel der SPD hat. Die besteht in Bremerhaven noch immer zu einem großen Teil aus Facharbeitern.

Die meisten von ihnen arbeiten auf den noch existierenden Werfen – alleine 300 auf der im Jahr 1857 gegründeten Lloyd Werft. Das Unternehmen gehört seit 2015 zur Genting-Gruppe mit Sitz in Hongkong, die sich 2016 auch die Werften in Mecklenburg-Vorpommern mit ihren Standorten Rostock, Wismar und Stralsund einverleibt hat. Der Umsatz der Lloydt Werft im Jahr 2017 betrug knapp 225 Millionen Euro.

Die Werften sind ein Rückgrat der Bremer Wirtschaft

Was die Menschen zwischen Helgen, Werkstätten und Docks bewegt, vermittelt SPD-Mann Schmidt mit großer Vehemenz. Vor allem denen die speziellen Anliegen der Werftleute zu vermitteln, die nicht so nah dran sind wie der Bremerhavener, ist eines seiner Anliegen. So etwa in dieser Woche SPD-Generalsekretär Lars Klingbei als er zusammen mit Bremens Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen (WUH), Martin Günthner, die Lloyd Werft besucht.

Auf dem Programm stehen eine kurze Besichtigung des rund 260 Hektar großen Werftareals sowie Gespräche mit der Geschäftsführung und dem Betriebsratsvorsitzenden Nils Bothe. Klingbeil hört aufmerksam zu, was Bothe zu sagen hat. Günthner hat ebenfalls die Ohren gespitzt. Obwohl er vieles inhaltlich schon kennt. Denn er ist nicht nur Senator, sondern auch Bremerhavener Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl am 26. Mai im Land Bremen. „Es war richtig, industriepolitisch an den deutschen Werften festzuhalten“, sagt Günthner.

Arbeit für 2.500 Menschen

Vor allem eine Frage treibt die Leute auf der Lloydt Werft zurzeit um: Geht der Auftrag zum Bau des neuen deutschen Forschungsschiffs „Polarstern 2“ nach Bremerhaven oder an eine finnische Werft? „Der Auftrag hat für uns eine große Tragweite“, gibt Betriebsratschef Nils Bothe seinem Besuch mit auf dem Weg. Geht er nach Bremerhaven würde würde das ab Unterzeichnung eine  Auslastung für fünf Jahre bedeuten – mit Arbeit für rund 2.500 Menschen.

Bothe rechnet damit die Beschäftigten der Lloyd- und MV-Werften mit ein. Hintergrund: Der Rumpf der „Polarstern 2“ soll in Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden. Aber auch Zulieferer und Dienstleister profitierten vom Auftrag, meint der Betriebsratsvorsitzende. Doch noch ist überhaupt nichts klar. Eine Entscheidung solle seitens des zuständigen Bundesministeriums für Bildung und Forschung wohl im April fallen, ist zu vernehmen. Das alles ist schon mehrmals verschoben worden. Schmidt gibt zu bedenken, dass die Kalkulationsgrundlage elf Jahre alt ist.

In Bremerhaven sind alle Forschungseinrichtungen vor Ort

„Das muss den Leuten hier jemand erklären, sollte der Auftrag nicht nach Bremerhaven gehen“, gibt Bothe vor allem Klingbeil mit auf den Weg. Der SPD-Generalsekretär nickt zustimmend und nachdenklich zugleich. Günthner und Schmidt setzen aber noch eines drauf: Die „Polarstern 2“ werde genauso wie ihr inzwischen 37 Jahre alter Vorgänger „Polarstern“ vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven betrieben. Dafür hat das AWI bereits 2014 einen Vertrag mit der Hamburger Reederei F. Laeisz geschlossen.

Ein Vorteil, denn in Bremerhaven seien alle Forschungseinrichtungen vor Ort, erklären Bothe, Schmidt und Günthner unisono. Die Konstrukteure könnten so zum Beispiel die Wünsche und Anregungen der Forscher schon bei der Planung umsetzen. Schmidt findet: „Das ist Spezialschiffbau und wichtig für Deutschland. Die Ausschreibung kann nicht nur über den Preis gehen.“ Er und die anderen in der Runde sehen es äußerst kritisch, dass der Auftrag an eine Werft mit russischem Eigner gehen könnte. Auch die Tarifgebundenheit des Auftragnehmers „ist ein Pro-Argument“, findet Klingbeil.

Autor*in
Ulf Buschmann
Ulf Buschmann

arbeitet als freier Journalist in Bremen.
 

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