Landkreistag legt Benchmarkbericht vor - erster "Hartz-Toter" in Speyer?
Die Hilfen für junge Langzeitarbeitslose sind in den Kreisen St. Wendel ("Jugendberufshilfe"), Osnabrück ("Maßarbeit"), Jena ("Assistenz 25") und Wernigerode besonders erfolgreich. Dies ergab
der erste Benchmark-Bericht über die Betreuung von Langzeitarbeitslosen in Optionskommunen, den Deutscher Landkreistag und Bertelsmann-Stiftung kürzlich in Berlin vorstellten.
Bereits im ersten Projektjahr sei die Fülle der kommunalen Ansätze und Ideen deutlich geworden, so Landkreistagspräsident Hans Jörg Duppre. Die Hartz-IV-Gesetzgebung sieht vor, dass neben den
sog. Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) in 69 Landkreisen und Städten in sog. Optionskommunen befristet die Kommunen die Betreuung ihrer ALG-II-Bezieher selber übernehmen können. Das Benchmarking soll
laut Duppre dazu dienen, "Best Practices ausfindig zu machen und einen Lern- und Orientierungsprozess auszulösen."
Derweil gab es offenbar in der Pfalz den ersten "Hartz-Toten": Ein 20-jähriger Arbeitsloser ist mitten in Speyer verhungert. Seine 48-jährige Mutter, die wegen Unterernährung behandelt werden
muss, schilderte ihren Sohn als depressiv und antriebslos. Der Mann hatte seit Oktober 2006 auf Arbeitsangebote wie Untersuchungen nicht reagiert. Daraufhin hatte ihm die zuständige Gesellschaft
für Arbeitsmarktintegration (GfA) in Ludwigshafen die Hilfeleistungen erst teilweise, und dann - nach Ausbleiben einer Reaktion - komplett gesperrt.
Speyers Sozialdezernent Hanspeter Brohm (CDU) zeigte sich "tief betroffen." Der Mann war keine 300 Meter vom Sitz der sog. "Speyerer Tafel" verhungert. Während ein Sprecher das GfA-Verhalten
als "vorgegebenen Weg" verteidigte, kritisierte die Caritas, man hätte sich ein Bild von der Lebenslage des Menschen machen müssen. Laut Diakonie Pfalz sind viele Arbeitsuchende von ihrer Lage
überfordert und die erfahrene Ausgrenzung führe oft zu einem Rückzug. Martin Behring vom Erwerbslosen-Forum Deutschland forderte das versprochene professionelle Fallmanagement endlich einzuführen.
Gerade bei psychisch kranken Menschen sei eine Leistungseinstellung kein geeignetes Mittel.
Quelle: Der Tagesspiegel vom 20./19. April 2007; Handelsblatt vom 19. April und Pressemitteilung Deutscher Landkreistag vom 18. April, www.landkreistag.de
war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.