Inland

Kultusministerkonferenz: Schulen keine Corona-Pandemietreiber

Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder deutlich an. Schulen sollen trotzdem nicht geschlossen werden. Sie seien keine Pandemietreiber. Das bestätigt nun auch eine Studie.
von Jonas Jordan · 16. Oktober 2020
In einer Schule werden die Abstände zwischen den einzelnen Sitzplätzen ausgemessen.
In einer Schule werden die Abstände zwischen den einzelnen Sitzplätzen ausgemessen.

Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland sind zuletzt wieder deutlich angestiegen. Am Freitag meldete das Robert-Koch-Institut mehr als 7.000 neue Fälle. Infolgedessen wurden in dieser Woche auch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hierzulande deutlich verschärft. Auch im Bildungsbereich sind die Auswirkungen davon spürbar. So gilt etwas in Baden-Württemberg ab Montag eine Maskenpflicht im Schulunterricht ab der fünften Klasse, sobald landesweit der Inzidenzwert von 35 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen überschritten wird. Aktuell weist das südwestdeutsche Bundesland einen Wert von 38,08 auf.

Bildung absolute Priorität

Debattiert wurde zudem zur Eindämmung der Pandemie die Weihnachtsferien in diesem Jahr zu verlängern. Dieser Idee erteilte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, zugleich Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, im Interview mit dem Südwestdeutschen Rundfunk eine Absage. Auch sei, anders als noch im Frühjahr, nicht geplant, die Schulen zu schließen. „Wir sind uns alle einig, dass das Recht auf Bildung absolute Priorität haben muss“, sagte Hubig in einem Pressestatement im Anschluss an die Kultusministerkonferenz. Die Schule sei ein Lern- und Lebensort. Deswegen sei es für Schüler*innen, aber auch für Lehrer*innen und Eltern zentral, dass Präsenzunterricht stattfinde.

„Wir sehen auch, dass die Schulen nicht der Treiber der Pandemie sind“, fügte Hubig an. Das bestätitgt auch eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Demnach konnten bis zum Beginn der Herbstferien durchschnittlich 98 Prozent der Schüler*innen am Präsenzunterricht teilnehmen und wurden nicht beispielsweise durch Quarantänemaßnahmen daran gehindert. Auch sei kaum erkennbar, dass der Schulunterricht signifikanten Einfluss auf das Infektionsgeschehen habe.

Hygienekonzepte haben sich bewährt 

Nach den Zahlen der einzelnen Kultusministerien der Länder waren in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern etwa 0,04 Prozent der Schüler mit Covid-19 infiziert. In absoluten Zahlen waren das in Nordrhein-Westfalen nur 853 von rund zwei Millionen Schüler*innen. Sachsen-Anhalt verzeichnete zudem keinen einzigen Corona-Infektionsfall an Schulen.

Bei den nachgewiesenen Infektionsfällen sei es laut Hubig so, dass diese oftmals nicht in den Schulen selbst entstünden, sondern in die Schulen getragen würden. „Aufgrund der Erfahrungen, die wir haben, sehen wir, dass die Schulen nicht die Pandemie vorantreiben“, sagte Hubig. Sie fügte an: „Die Hygienekonzepte haben sich bewährt.“ Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie des privaten Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Demnach sei die Zahl der Neuinfektionen nach Wiederöffnung der Schulen im Anschluss an die Sommerferien in den jeweiligen Bundesländern sogar zeitweise zurückgegangen, was die Autoren der Studie unter anderem auf strikte Hygienemaßnahmen zurückführen.

Hubig: „Lüften bleibt das A und O“

„Lüften bleibt das A und O“, sagte Hubig außerdem. Die Bundesländer seien sich einig, den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes zu folgen. Das bedeute auch, nur Räume für den Unterricht zu nutzen, die ausreichend gelüftet werden können.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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