Kluft zwischen Arm und Reich schadet deutscher Wirtschaft
Sechs Prozentpunkte mehr hätte die deutsche Wirtschaft zwischen 1990 und 2010 wachsen können, wenn das Verhältnis zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergedriftet wäre. Zu diesem Schluss kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) in ihrem in Paris vorgestellten Arbeitspapier. Verdienten in den 80er Jahren die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung fünf Mal so viel wie die ärmsten zehn Prozent, so verdienen sie heute sieben Mal so viel.
In gleiche Chancen investieren
Damit liegt Deutschland unter dem OECD-Durchschnitt: Hier liegt das Verhältnis sogar aktuell bei 9,5:1. Hauptursache für die wachsende Ungleichheit ist nach Ansicht der Industriestaaten-Organisationen die geringeren Bildungschancen von Kindern aus sozial schwächeren Familien. Das führt zu weniger Fachkräften und Kompetenzen in den jeweiligen Ländern, die dann auf das Wirtschaftswachstum drückten.
Das einfachste Mittel, um die Ungleichheit zu bekämpfen, ist nach Ansicht der OECD die Umverteilung über das Steuer- und Sozialsystem. Dabei sollten nicht nur die ärmsten zehn, sondern die ärmsten 40 Prozent der Gesellschaft, in den Blick genommen werden. Wichtig seien ein besserer Zugang zu höherer Schul- und Weiterbildung sowie ein besserer Zugang zum Gesundheitswesen. „Wachsen und gedeihen werden vor allem jene Länder, die alles daran setzen, dass ihre Bürger von klein auf gleiche Chancen haben“, schreibt die OECD.
TSG: „Umverteilung stärkt uns alle“
Forderungen, die der stellvertretende SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel unterstützt: „Ungerechtigkeit schadet Deutschland. Daher ist Umverteilung richtig und wichtig. Es ist auch langfristig der richtige Weg, um Wachstum zu ermöglichen.“ Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung zusammen zu denken, sei daher schon lange Ziel sozialdemokratischer Politik, so Schäfer-Gümbel. „Gerechtigkeit ist auch ein Motor für wirtschaftlichen Erfolg.“ Die SPD werde sich deshalb weiterhin für eine gerechte Steuerpolitik, eine bessere Tarifbindung und damit für höhere Löhne sowie mehr Investitionen in Billdung einsetzen.