Inland

Klimapolitik ist Sicherheitspolitik

von Die Redaktion · 24. September 2007
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"Energie - Ressourcen - Frieden. Herausforderungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft": Unter diesem Titel organisierten die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF), die Nordrhein-Westfälische Stiftung für Umwelt und Entwicklung sowie die Right Livelihood Award Foundation einen Veranstaltungszyklus. Zur Abschlussveranstaltung mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und diversen alternativen Nobelpreisträgern hatten sie in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften geladen.

Bali in Berlin

"Wirtschaft und Entwicklung müssen gemeinsam mit dem Klimaschutz auf die Tagesordnung gesetzt werden", forderte der Bundesumweltminister. Damit deutete er an, welche Schwerpunkte ihm auf der UN-Klimakonferenz in Bali im Dezember wichtig sind. Mit dem Bevölkerungswachstum werde sich auch die Gesellschaft verändern. "Die industrielle Massenproduktion wird zu einem begrenzten Zugriff auf vorhandene Rohstoffe durch immer mehr Menschen führen", so Gabriel. Deshalb seien Klimaschutzkonferenzen auch immer Konferenzen über die wirtschaftliche Entwicklung von Schwellenländern. "Wir in Deutschland sind reich genug, auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren, aber wie sieht es in anderen Ländern aus?"

Aufgrund der enormen Wüstenbildung flüchteten schon heute in Afrika mehr Menschen vor dem Klimawandel als vor Kriegen. Und das bei einer Erderwärmung von nur 0,8 Grad Celsius. "Kriege um Trinkwasser sind keine Horrorvision mehr, sondern längst Realität", sagte der Bundesumweltminister. Die Versorgung mit Trinkwasser sei ein "zutiefst sicherheitspolitisches Thema", das bereits den UN-Sicherheitsrat beschäftige.

"Schadstoffsozialismus" beenden

"Wir müssen endlich eine Müllgebühr für Emissionen einführen", forderte Gabriel. Der "Schadstoffsozialismus" auf Kosten Afrikas müsse beendet werden. "Wenn es nichts kostet, die Luft zu verpesten, wird niemand CO2 reduzieren." Ein Kohlenstoffmarkt hingegen sei auch für die USA attraktiv. Der Wechsel zu nachwachsenden Rohstoffen sowie eine effizientere Energienutzung seien ebenfalls geeignet. dem Klimawandel entgegenzutreten. "Der Kampf gegen den Klimawandel wird viel Geld kosten", prognostizierte der Minister. Er sei eng mit der Bekämpfung von Armut verbunden.

Den Zusammenhang zwischen Umwelt- und Friedenspolitik zeigte auch Johan Galtung, Begründer der internationalen Friedens- und Konfliktforschung, auf. "Wie können wir den Teufelskreis der Ressourcenkriege in einen Engelskreis verwandeln?" fragte er. Als Möglichkeiten einer friedlichen Konfliktregelung schlug Galtung vor, einen "Umweltrat" bei den Vereinten Nationen einzurichten. Dieser solle dem Sicherheitsrat vergleichbar sein.

"Wir müssen auch viel verantwortungsvoller mit der Ressource Wasser umgehen." Palästina und Israel säßen bei dieser Frage bereits an einem Tisch. Dies könne als Basis auch für Friedensgespräche genutzt werden. "Die Zeit läuft", warnte Galtung. Eine Tatsache, die anscheinend noch viel zu wenigen Entscheidungsträgern bewusst ist.



Mamke Kühl/Kai Döhring

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