Einkommensarmut in Deutschland nimmt zu. Das zeigen neue Analysen zur Einkommensverteilung in Deutschland. Nach den aktuellsten Daten aus dem Einkommensjahr 2008 gelten 14 Prozent der Bevölkerung als arm, so Joachim R. Frick vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Damit sei das Einkommensarmutsrisiko in den vergangenen zehn Jahren von zehn auf 14 Prozent gestiegen, fügte er hinzu.
Als Hauptgrund nannte der Leiter der Abteilung Längsschnittstudie Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) im DIW neben Arbeitslosigkeit auch die Zunahme des Niedriglohnsektors und der prekären Beschäftigungsverhältnisse.
Zielgerichtete Transferleistungen gefordert
Besonders gefährdet seien junge Erwachsene, "vor allem wenn sie alleine leben, sowie Haushalte mit Kindern", so Frick. Alleinerziehende seien aktuell besonders betroffen, während Altersarmut zukünftig eine größere Rolle spielen werde, prognostizierte er.
Frick begrüßte die Anpassung der Hartz-IV-Sätze für Kinder: "Wenn ich Personen in Einkommensarmut mehr
Einkommen gebe, senkt das das Einkommensarmutsrisiko definitionsgemäß", sagte er. Gleichzeitig sprach sich Frick jedoch für mehr Investitionen in Kinderbetreuungseinrichtungen und in die
Verbesserung der Erwerbschancen für alleinerziehende Mütter aus: "Im Vergleich zum Gießkannenprinzip, nach dem man zum Beispiel jedem 20 Euro mehr Kindergeld gibt, haben wir in den letzten
Jahrzehnten beobachtet, wie die Politik zielgruppenorientierter und damit wirkungsvoller vorgehen kann."
DIW Berlin: Höhere Hartz-IV-Sätze lindern Symptome, aber Ursachen von Armut bleiben Nach aktuellen Daten lebten im Jahr 2008 in Deutschland rund 14 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsschwelle. Das sind rund ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren. Dabei sind Kinder und junge Erwachsene besonders betroffen, so das Ergebnis einer neuen DIW-Studie. "Höhere Hartz-IV-Sätze reduzieren zwar Einkommensdefizite", sagt Markus Grabka, einer der Autoren der DIW-Studie, "sinnvoller erscheinen uns aber Investitionen in Kinderbetreuung und in verbesserte Erwerbschancen für Alleinerziehende und Familien mit jungen Kindern." Den Bericht und das vollständige Interview mit Joachim R. Frick finden Sie unter www.diw.de
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.