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Katarina Barley: Warum Feminismus unsere Aufgabe bleibt

Feminismus als Kampfbegriff ist für jüngere Frauen und Männer Geschichte. Doch eine Mehrheit der Männer zwischen 30 und 39 Jahren interessiert sich für Gleichstellung. Das zeigt: Feministische Positionen sind nicht out.
von Katarina Barley · 11. Juli 2017

Michael und Thomas. Was haben diese beiden Namen mit Feminismus zu tun? Beide sind in den Vorständen börsennotierter Unternehmen häufiger vertreten als alle Frauen zusammen. Im März dieses Jahres waren in den Vorständen 93 Prozent Männer – und diese Männer sind sich sehr ähnlich.

Feminismus als Kampfbegriff passé

Sie sind im Durchschnitt 53 Jahre alt und wurden in Westdeutschland in Wirtschaftswissenschaften ausgebildet. Und wenn ein Sitz frei wird, findet ein Mann einen anderen Herrn, der genauso ist wie er. Das hat die deutsch-schwedische AllBright-Stiftung herausgefunden.
 
Feminismus als Kampfbegriff ist für viele jüngere Frauen und Männer Geschichte. Aber Ungerechtigkeiten und Geschlechterdiskriminierung gibt es immer noch. Fortschrittliche ­Frauen und Männer haben feine Antennen dafür. Sie teilen feministische Positionen, verteidigen sie und entwickeln sie weiter für eine Gesellschaft im 21. Jahrhundert.  

68 Prozent der Männer zwischen 30 und 39 Jahren interessieren sich für Gleichstellung. Wenn es darum geht, eine Familie zu gründen, setzen immer mehr auf Partnerschaftlichkeit. Das zeigt eine Studie des Bundesfrauen­ministeriums.
Während Frauen gleiche Chancen im Beruf wollen, wollen Männer mehr Zeit für die Familie. Um beides muss sich eine moderne Gleichstellungspolitik kümmern. Denn schon der klassische Feminismus wusste: Das Private ist politisch.

Frauenrechte und Demokratie

Wenn Rechtspopulisten heute in Europa und weltweit Frauenrechte und die Demokratie angreifen, gehen junge Frauen und Männer auf die Straße und setzen sich zur Wehr. Für die Selbstbestimmung der Frauen, für die Anerkennung aller Familienmodelle, für den Schutz vor Gewalt, gegen sexistische Werbung, für gleiche Bezahlung und Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt, für mehr Partnerschaftlichkeit in Erziehung und Hausarbeit. Zementierten Rollenbildern und dem Einverdienermodell setzen moderne Frauen und Männer einen Feminismus entgegen, der entschieden für mehr Gerechtigkeit und echte Gleichstellung als Grundlage unseres demokratischen Miteinanders einsteht.

Feministinnen und Feministen kämpfen für eine offene und tolerante Demokratie, in der alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Identität, Hautfarbe, Religion, Beruf, Einkommen und Herkunft gleichberechtigt und respektvoll miteinander leben. Feminismus bleibt unsere Aufgabe.

Autor*in
Begehrt für Fragen der vorwärts-Leser: SPD-Generalsekretärin Katarina Barley
Katarina Barley

ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments.

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