Inland

Karl Lauterbach: So war sein erstes Jahr als Gesundheitsminister

Fünf Sozialdemokrat*innen haben vor einem Jahr neu die Leitung eines Ministeriums übernommen. Der „vorwärts“ hat sie gebeten, Bilanz zu ziehen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach über die Lehren aus Corona und die Zukunft der Krankenhäuser
von Jonas Jordan · 5. Dezember 2022
Karl Lauterbach ist Bundesgesundheitsminister.
Karl Lauterbach ist Bundesgesundheitsminister.

Er war Deutschlands „Wunschminister“. Angesichts der Corona-Pandemie „haben sich bestimmt die meisten Bürgerinnen und Bürger gewünscht, dass der nächste Gesundheitsminister vom Fach ist, das wirklich gut kann und dass er Karl Lauterbach heißt“, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Bekanntgabe der Minister*innen Anfang Dezember 2021 im Willy-Brandt-Haus.

Der Corona-Minister

Auf dem Höhepunkt der Delta-Welle übernimmt Karl Lauterbach im Dezember 2021 die Leitung des Gesundheitsministeriums, als erster Sozialdemokrat nach zwölf Jahren, in denen es zunächst von FDP-, dann von CDU-Ministern geführt wurde. Für Lauterbach hieß es zunächst einmal: Krisenmanagement. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen stand im Fokus. Entsprechend bezeichnet der Minister diese Erfahrung auf Nachfrage des „vorwärts“ als besonders prägend.

Zudem weist er darauf hin, dass es durch Deutschlands Engagement gelungen sei, einen internationalen Fonds ins Leben zu rufen, mit dessen Hilfe künftige Pandemien weltweit schneller und effektiver bekämpft werden sollen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Viren so schnell überregional ausbreiten, ist damit deutlich verringert worden“, erwartet Lauterbach und fügt an: „Der Pandemie-Fonds ist jetzt von der Weltbank eingerichtet, insbesondere arme Länder bekommen Geld für künftige Pandemievorbeugung.“

Wehrhaft gegen Morddrohungen

In Verbindung mit der Pandemiebekämpfung standen auch die Querdenker*innen, die vor Lauterbachs Haus demonstrierten und ihm Morddrohungen schickten. „Einen Effekt hatte das aber nicht. Davon lasse ich mich nicht beirren“, macht er deutlich.

Stattdessen will er weiter an Strukturen des Gesundheitssystems feilen, die in den Jahren zuvor liegen geblieben waren. Digitalisierung, die Abschaffung der Fallpauschalen oder den Kampf gegen den Pflegenotstand führt der Minister beispielhaft an, der zugleich direkt gewählter Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Leverkusen-Köln IV ist. In den kommenden Jahren will er die Krankenhausversorgung „entökonomisieren“. Einen ersten Aufschlag dazu hat Lauterbach bereits in dieser Woche gemacht und ein Konzept für eine große Krankenhausreform vorgestellt, die die weitgehende Abschaffung der Fallpauschalen bedeuten würde.

Lauterbach: In der Digitalisierung nicht den Anschluss verlieren

Bis zum Ende diese Legislaturperiode stehen aus seiner Sicht „große Finanzreformen an, um Pflege- und Gesundheitsversicherung wieder auf stabile Beine zu stellen“. Zudem will der Gesundheitsminister in der Digitalisierung durchstarten. „Deutschland darf hier nicht den Anschluss verlieren. Nur ein Gesundheitssystem, in dem alle digitalen Möglichkeiten sinnvoll genutzt werden, ist ein gutes Gesundheitssystem“, zeigt sich Lauterbach überzeugt.

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Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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