Inland

Karl Lauterbach: Mobile Impfteams müssen zu den Menschen

Die Zahl der Impfungen geht zurück. Die Politik will deshalb mit kreativen Konzepten die Impfbereitschaft erhöhen. In Zukunft soll deshalb verstärkt auf mobile Impfungen gesetzt werden.
von Paul List · 16. Juli 2021
Die Impfbereitschaft in Deutschland lässst nach. Mobile Impfteams könnten eine Lösung sein.
Die Impfbereitschaft in Deutschland lässst nach. Mobile Impfteams könnten eine Lösung sein.

Gut 49 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Erstimpfung gegen das Corona-Virus erhalten. 35,5 Millionen sind vollständig geimpft. Doch das Impfen droht ins Stocken zu geraten. „Wir müssen mit den Impfungen zu den Menschen gehen“, fordert deshalb SPD-Gesundheitsexperte Laut Karl Lauterbach. Die Impfungen müssten so unkompliziert wie möglich sowie unbürokratisch ohne Termin erfolgen, sodass die Schwelle zu einer Impfung möglichst niedrig sei. Dieses Angebot sollte es laut Lauterbach an den verschiedensten Orten geben, unter anderem an Ausgehmeilen, Flughäfen und bei Sportveranstaltungen.

Impfen auf dem Wochenmarkt und in der Kirche

Auch Lauterbachs Kollegin, die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas, fordert neue Konzepte. „Überall dort, wo die Impfung niedrigschwellig angeboten wird, sind wir sehr erfolgreich“, berichtet sie aus Erfahrungen. Dazu brauche es Angebote an allen gesellschaftlichen Knotenpunkten, wie auf dem Wochenmarkt, in der Kirche oder der Moschee. Damit das umgesetzt werden kann, hofft Bas auf mehr mobile Impfteams, die solchen Angebote erst ermöglichen können.

Unterdessen wird die Kritik am Gesundheitsministerium lauter. „Wir brauchen Werbung und Aufklärung“, fordert Bärbel Bas. Und Mit dieser Ansicht ist sie nicht alleine. Der Präsident des deutschen Städtetags, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, sagte gegenüber der Funke Mediengruppe: „Wir müssen auf allen Kanälen versuchen, Menschen anzusprechen, die sich beim Impfen bisher zurückhalten“. Bärbel Bas macht derweil Hoffnung: „Bis auf einen kleinen Teil der Bevölkerung, können wir noch viele erreichen die sich vom Nutzen der Impfung überzeugen lassen.“

Impfen in vertrauter Umgebung

Eine andere Schwierigkeit besteht darin, Menschen in sogenannten sozialen Brennpunkten für eine Impfung zu erreichen. „Oberste Priorität muss sein, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, zum Beispiel an Tafeln“, sagt Ralf Blümlein, Sozialarbeiter und unter anderem bei drei „Tafeln“ in Rheinland-Pfalz engagiert. Für die Zielgruppe von Menschen, die erreicht werden sollen, seien Tafeln Orte, die sie gut kennen. Somit herrsche dort für sie ein anders Vertrauensverhältnis als in einem Impfzentrum.

An einer von Blümlein betreuten Tafel startet am kommenden Montag ein Modell-Projekt mit einem mobilen Impfteam. „Ich bin gespannt, wie es wird, bei manchen Kunden*innen spürt man eine Unsicherheit in Bezug auf das Impfen“, so Blümlein. Diese komme größtenteils durch zu wenig Information, Sprachbarrieren oder Fehlinformationen zustande. Um den Menschen diese Unsicherheit zu nehmen, brauche es „viel mehr Aufklärung“ und zum Teil auch Dolmetscher*innen, die die mobilen Impfteams begleiten. 

Ralf Blümlein kritisiert, dass dieses Angebot nicht schon vor Monaten geplant und umgesetzt wurde. Viele seiner Kund*innen lebten auf engem Raum zusammen. Das Coronavirus habe es somit leichter, sich zu verbreiten. Doch das Problem sei kaum zum Thema in der Pandemie geworden. „In solch einer Krise muss auch Obdachlosen und anderen Bedürftigen gezeigt werden, dass sie genauso zur Gesellschaft gehören“, sagt Blümlein. „Dazu gehört eben auch ein Impfangebot, das zugänglich für sie ist.“

Autor*in
Paul List

Paul List ist Praktikant beim „vorwärts“.

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