Karl Lauterbach: „Die veränderte Impfstrategie kommt genau zur rechten Zeit.“
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Die Bund-Länder-Runde am Mittwoch hat entschieden, dass der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung ausgeweitet wird, um schneller mehr Menschen erst-impfen zu können. Ist das sinnvoll?
Die veränderte Impfstrategie kommt genau zur rechten Zeit. Wir müssen das Intervall zwischen der ersten und der zweiten Impfung innerhalb der Zulassung soweit wie möglich ausdehnen, um möglichst vielen älteren Menschen die Erstimpfung geben zu können. Wir können ihnen damit helfen, schweren Verläufen oder sogar dem Tod zu entkommen. Darüber hinaus ist es auch richtig, den Impfstoff von AstraZeneca für die Über-65-Jährigen zuzulassen. Beide Maßnahmen zusammen können in der bevorstehenden dritten Welle mehreren tausend Menschen das Leben retten.
Ab April sollen auch die Hausärzt*innen mit impfen. Wird das der Impfkampagne den lang ersehnten Schub geben?
Wenn Hausärzte ab April an den Impfungen teilnehmen können, werden wir das Impftempo erheblich beschleunigen können. Dann wird vermutlich auch kein Impfstoff mehr ungenutzt zurückbleiben. Insbesondere die Risikopatienten werden auf diesem Weg gut erreicht werden. Somit handelt es sich mit dieser Entscheidung um eine deutliche Verbesserung der Situation.
Ab Montag steht jedem Bürger ein kostenloser Schnelltest pro Woche zur Verfügung. Reicht das aus, um guten Gewissens weitere Öffnungen möglich zu machen?
Es ist gut, dass sich die Bürger ab nächster Woche Antigen-Tests kaufen können, um sich selbst zu testen. Das ersetzt aber nicht eine systematische Teststrategie mit Antigen-Tests in Schulen und in den Betrieben. Nur durch eine systematische Testung, idealerweise zweimal am Tag, können wir den R-Wert und die Zahl der Neuinfektionen gerade mit der gefährlichen Mutation B.1.1.7 reduzieren.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.