Inland

Justizminister für NS-Aufarbeitung geehrt

von Carolin Katschak · 25. Juli 2014

Bundesjustizminister Heiko Maas wurde am Donnerstagabend in Berlin mit dem Israel-Jacobson-Preis ausgezeichnet. Damit würdigt die Union progressiver Juden in Deutschland seine Verdienste bei der Aufarbeitung und Bekanntmachung der NS-Vergangenheit von Spitzenbeamten des Bundesjustizministeriums.

Den undotierten Preis erhielt Heiko Maas im Plenarsaal des Kammergerichts, in dem während der NS-Zeit der berüchtigte Strafrichter Roland Freisler am Volksgerichtshof NS-Gegner zum Tode verurteilte. Der Laudator Avi Primor, ehemaliger Botschafter des Staates Israel in Berlin, würdigte das Engagement des Bundesjustizministeriums bei der Aufarbeitung der eigenen NS-Vergangenheit.

Damit sich Juden in Deutschland sicher fühlen könnten, sei es wichtig, „dass Deutschland nicht aufhört, seine Vergangenheit zu erforschen", betonte Avi Primor. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit sei vor allem wichtig, um jüngeren Generationen Recht und Gerechtigkeit zu vermitteln. „Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann verhindern, dass sie sich wiederholt“, bekräftigte Heiko Maas.

„Antisemitismus darf nie wieder eine Bühne bekommen“

Dass in der Gegenwart antisemitische Parolen auf Kundgebungen gegen den Gaza-Konflikt ausgerufen werden, sei „absolut unerträglich und durch nichts zu entschuldigen“. Meinungsfreiheit rechtfertige „keine Volksverhetzung und erst recht keine Gewalt“, sagte Maas weiter. Wer sich in dieser Weise mit dem Judentum anlege, lege sich auch mit dem deutschen Rechtsstaat an. „Wir werden alles tun, um jüdisches Leben in Deutschland zu schützen“, versicherte der SPD-Politiker.

Heiko Maas wurde als Preisträger gewählt, weil er sofort nach seinem Amtsantritt die Aufarbeitung der NS-Geschichte seines Ministeriums intensivierte. Maas betonte, dass der Preis sowohl seiner Vorgängerin als auch allen Mitarbeitern der Behörde gebühre. Denn das Justizministerium beauftragte bereits 2012 unter der Leitung der ehemaligen Ministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger eine unabhängige Kommission, die die NS-Vergangenheit der Bundesjustizbehörden seither untersucht.

Der Israel-Jacobson-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen, um „Meilensteine des liberalen Judentums“ zu würdigen. Benannt ist er nach dem Reformer Israel Jacobson, dessen 1801 in Seesen eingerichtete Schule und Synagoge als Geburtsort des liberalen Judentums gilt. Die Union progressiver Juden in Deutschland e.V. ist ein Zusammenschluss liberaler Juden. Sie wurde unter anderem gegründet, um die progressiven Gemeinden und Gemeinschaften im deutschen Sprachraum als eine religiöse Gemeinschaft nach außen zu vertreten.

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Carolin Katschak

ist freie Journalistin in Berlin.

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