Inland

Junge Union attackiert Martin Schulz - mit einer Fälschung

Fake-News und gefälschte Beiträge in sozialen Netzwerken waren bislang das Metier von Populisten und Hetzern. Mit einer Attacke gegen SPD-Chef Martin Schulz stellt sich der Jugendverband von CDU und CSU in Bayern nun mit denen auf eine Stufe.
von Robert Kiesel · 11. Juli 2017

Darauf, dass der Wahlkampf in diesem Jahr schmutzig werden könnte, hatte Martin Schulz direkt nach seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD hingewiesen. „Wir werden in diesem Wahlkampf fair mit den politischen Wettbewerbern umgehen“, versprach Schulz seinerseits und brachte wenig später ein Fairnessabkommen zwischen den politischen Wettbewerbern auf den Weg. Wichtigster Punkt: Der Umgang mit falschen Nachrichten und Hetze in sozialen Netzwerken. Nach einigem Zögern stimmte die Union dem Abkommen zu.

JU-Bayern fälscht Tweet von Martin Schulz

Die „Junge Union Bayern“ (JU) tritt dieses Abkommen nun mit Füßen: In einem am Montag veröffentlichten Facebook-Post wirft sie dem SPD-Chef vor, mit den „Verteidigern dieser Wahnsinnigen“ – gemeint sind gewalttätige Demonstranten am Rande des G20-Gipfels in Hamburg – koalieren zu wollen. „Wir empfinden Linksextremismus als aufgebauschtes Problem. Deshalb wollen wir mit deren politischen Fürsprechern ab September in Deutschland regieren“, legt die JU Schulz in den Mund.

Das Problem der Aktion: Nichts an ihr stimmt. Der vermeintliche Tweet von Schulz, den die JU unter dem Titel „Was MartinSchulz vor hat:“ in eine Grafik setzte, ist gefälscht. Sichtbar wird dies durch die Änderung des Account-Namens von „@MartinSchulz“ in „@therealMartinSchulz“ (der echte Martin Schulz). Wer dieses Detail nicht erkennt, hält den vermeintlichen Schulz-Tweet womöglich für echt, nimmt dessen Aussage für bare Münze. Echt dagegen ist einzig der Tweet von Schulz, der die Randale von Hamburg verurteilt. Diesen hatte er am Freitagmorgen veröffentlicht, jenem Moment, als in Hamburg die ersten Autos brannten:

„CSU und AfD, natürliche Partner.“

Im Netz, vor allem auf Facebook und Twitter, wird die JU für ihre mit dem Hashtag #r2gstoppen (Rot-rot-grün stoppen) versehene Aktion nun scharf kritisiert. „#Populismus mit #Unwahrheit und #Fake, wie man es so sonst nur von der #AfD kennt. Die #JU Bayern greift auf die Methoden des braunen Sumpfes zurück, habt ihr wohl von Andreas Scheuer gelernt“, schreibt ein User namens Martin Leipert. „Euer Ernst, ihr fälscht Tweets? Soll das seriöse Politik sein? Einfach nur peinlich so was“, kommentiert Johannes Gorges. Mike Effey meint: „Primitiver, widerlicher und AfD-mäßiger geht es wirklich nicht. Da wächst am braunen Rand wohl zusammen, was eh zusammen gehört. CSU und AfD, natürliche Partner.“

Immerhin, die Aktion und damit auch die Kritik an ihr zieht weite Kreise. Der Facebook-Post auf der Seite der JU-Bayern wurde mehr als 70 Mal geteilt, erhielt 263 likes. Mehrere 10.000 Menschen dürften den Schwindel mittlerweile gesehen haben.

„Methoden der Demokratiefeinde“

Einer von ihnen ist Andreas Thomas Klauner, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins in Kloster Lehnin (Brandenburg). Sein Kommentar: „Die Junge Union Bayern übt schon mal die Sprache der Rechtspopulisten à la AfD. Diese Hetze ist inakzeptabel und darf nicht klein geredet werden. Die JU benutzt hier die Methoden der Rechtspopulisten, die Feinde der Demokratie sind.“ Viel treffender hätte sich Martin Schulz, der bislang nicht persönlich auf die Aktion reagierte, wohl kaum ausdrücken können.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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