Inland

Judenhass an Schulen: SPD-Arbeitskreis beklagt „Verantwortungslosigkeit im Amt“

Eine Mitverantwortung an den jüngsten antisemitischen Vorfällen an Schulen sieht der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bei Schulleitern und Behörden. Sie würden sich vor den Konflikten „wegducken“.
von Fabian Schweyher · 28. März 2018
Schule
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Nach den Geschehnissen an einer Berliner Grundschule, bei dem ein jüdisches Mädchen mit dem Tod bedruht wurde, ist der Antisemitismus unter muslimischen Zuwanderern in den Fokus gerückt. Ähnliche Fälle sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen. Diese Entwicklung beobachtet der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten mit Sorge. „An den Schulen gibt es ein großes, neues Problem mit Antisemitismus“, sagt Arbeitskreis-Sprecher Abraham de Wolf. „Wir beobachten nicht nur in Berlin, dass von muslimischen Kindern und Jugendlichen Aggressionen ausgehen.“

Fehlendes Verständnis

Deutliche Kritik übt er an den Schulvertretern, die sich angesichts der Probleme „wegduckten“. „Schulleiter und Schulbehörden nehmen ihren Job nicht ernst“, sagt de Wolf, der von „Verantwortungslosigkeit im Amt“ spricht. Weder die aggressiven Schüler noch deren Eltern würden sanktioniert. Damit entstehe erst die tolerierende Atmosphäre, in denen die Übergriffe geschehen können. „Schulleiter und Lehrer haben die Verantwortung, Kinder zu schützen, doch das geschieht nicht.“

Nach Angaben von Abraham de Wolf fehlt den Schulbehörden das Verständnis für Konflikte, die von außen in die Schulen getragen würden. So seien muslimische Kinder im Internet sowie in türkischen und arabischen Medien einem aggressivem Antisemitismus ausgesetzt, den sie dann auch selbst aufnehmen würden. „Damit muss die Schule umgehen“, fordert de Wolf, der hier ein wichtiges Thema für die Bildungspolitik sieht. Gleichzeitig werde das Problem immer größer, da es unter vielen Lehrern und Rektoren Angst vor Konflikten gebe.

Abwehrende Reaktionen

In dem aktuellen Fall an der Berliner Paul-Simmel-Grundschule soll ein Mädchen mehrmals von muslimischen Mitschülern mit dem Tod bedroht worden sein, „weil sie nicht an Allah glaubt“. Als bekannt wurde, dass ein Elternteil des Mädchens der jüdischen Religion angehört, soll sie daraufhin bedrohlich als „Jude“ tituliert worden sein. Die Bezeichnung „Du Jude“ ist auf manchen Schulhöfen in Deutschland längst eine gängige Beschimpfung.

Der Rektor schrieb daraufhin in einer Mail, das Mädchen sein von ihren Mitschülern „angesprochen“ worden „zum Thema Glaube und Religion“. Ähnlich verharmlosende und abwehrende Reaktionen gab es bereits zuvor bei anderen antisemitischen Vorfällen an Berliner Schulen.

„Beschämend und unerträglich“

Nach den jüngsten Berichten über die Vorfälle hatte der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu „eine harte Reaktion“ auf Antisemitismus an Schulen gefordert. Dazu gehören für ihn: „Klassenkonferenz, Disziplinarmaßnahme, gegebenenfalls muss sogar das Jugendamt eingeschaltet werden“, so Felgentreu in der „Bild“.

Gegenüber der Zeitung äußerte sich auch Bundesaußenminister Heiko Maas: „Wenn ein Kind antisemitisch bedroht wird, ist das beschämend und unerträglich.“ Es müsse in Deutschland und weltweit alles getan werden, um jüdisches Leben zu schützen.

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