Der Innovationspreis wird alljährlich von SPD und AGS an Unternehmerinnen und Unternehmer vergeben, die für Innovationskraft, unternehmerische Initiative sowie für soziales und ökologisches
Engagement stehen. Ein besonderer Schwerpunkt wurde in diesem Jahr auf eine nachhaltige Beschäftigungsstrategie gelegt.
In seiner Eröffnungsrede wies der Bundesvorsitzende der AGS, Jörg Schintze darauf hin, dass die SPD aus seiner Sicht schon immer die Partei der kleinen und mittelständischen Unternehmen
gewesen sei. August Bebel, einer der Gründerväter der deutschen Sozialdemokratie sei ein gutes Beispiel. Bebel war selbstständiger Drechslermeister. Schätzungsweise 25.000 Selbstständige seien
heute Mitglied der SPD und damit eine wichtige Säule der Partei. Am Ende seiner Rede wünschte sich Schintze, dass die Politik sich mehr mit den Problemen der Mittelständler in Deutschland
auseinandersetze.
Koalitionsvertrag steht für Mittelstandspolitik
Matthias Platzeck, der neue Parteivorsitzende der SPD nahm den Ball seines Vorredners in seiner Begrüßungsrede auf und betonte, dass die SPD seit ihrer Gründung immer auch eine Partei des
Mittelstands gewesen sei. Platzeck betonte, dass der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD für eine verstärkte Mittelstandspolitik stehe. Insbesondere verwies er auf die verstärkten Mittel für
Wissenschaft und Forschung sowie den von der Koalition geplanten Bürokratieabbau. Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der deutschen Politik sei zudem die Konsolidierung des Bundeshaushalts von
großer Bedeutung. Er erklärte zugleich: "Wirtschaftliche Dynamik und gesellschaftlicher Zusammenhalt funktionieren nur im Doppelpack."
"Globalisierung und Mittelstand" war das Thema des sich anschließenden Festvortrages von Franz Josef Rademacher, Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft
(BWA) und Professor am Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) in Ulm. Rademacher betonte in seinem Vortrag, dass die Politik dem Markt nicht dem freien Spiel der
Kräfte überlassen dürfe, wie machne Neoliberale es forderten. Die Politik müsse Rahmenbedingungen setzen. Hohe Profite müssten höher besteuert werden. Die Politik sehe sich jedoch zunehmend in der
Schwierigkeit, die globalen Konzerne zu besteuern, da diese sich einer nationalen Besteuerung zunehmend entzögen. Die Folge sei, dass der Mittelstand die finanziellen Lasten der Unternehmen alleine
zu schultern hätte und diese sich als "Melkkuh" der Nation betrachteten.
Die Globalisierung und ihre Folgewirkungen stelle Deutschland und Europa vor eine strategische Entscheidung: Entweder senke man weiterhin die Steuern für große Unternehmen und
Spitzenverdiener und akzeptiere damit höhere Lohnungleichheit, eine niedrigere Steuerquote und die Ausweitung des Niedriglohnbereiches, was zu einer "Brasilianisierung" der deutschen Gesellschaft
führe. Oder aber die Politik versuche die globale Wirtschaft zu "europäisieren", besteuere also Finanztransaktionen, oder streiche Subventionen für den internationalen Transport, zum Beispiel durch
eine Erhöhung der Kerosinsteuer.
Die Politik müsse im Interesse des Mittelstands gegen den "neoliberalen Schwachsinn" einiger globaler Konzerne und deren Meinungsführerschaft vorgehen. Das deutsche Wirtschaftssystem werde
systematisch schlecht geredet. Man müsse sich aber fragen, "welche Absicht dahinter steht." Die wirtschaftlichen Ansätze der Großen Koalition indes stimmten ihn hoffnungsvoll.
"Verantwortliche Unternehmensfürhung ist auch heute möglich"
In den sich anschließenden Laudationes hob Christian Lange, sozialdemokratisches Mitglied des Deutschen Bundestages, die Leistungen der drei prämierten Firmen hervor. Er betonte, dass "die
diesjährigen Preisträger des Innovationspreises zeigen, dass eine solche Art der verantwortlichen Unternehmensführung auch heute möglich ist und sogar eine wichtige Voraussetzung für einen
nachhaltigen Unternehmenserfolg darstellt".
Die ausgezeichneten Unternehmer stehen für ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche:
So etwa Günther Cramer, Peter Drews und Reiner Wettlaufer von der SMA Technologie AG. Das Unternehmen wurde bereits 1981 gegründet und betätigt sich insbesondere auf dem Feld der
Energieerzeugungsanlagen. Mittlerweile hat das Unternehmen Niederlassungen in den USA und in China. Es beschäftigt mittlerweile rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Vorschläge der
Angestellten werden direkt in die Entscheidungsprozesse des Unternehmens aufgenommen und sogar am Produktivvermögen beteiligt.
Robert Sommer und Karl Fischer, Geschäftsführer der Mega-Sports Vertriebs GmbH, legen großen Wert auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das 1990 gegründete Unternehmen
stellt hochwertige Boote und Paddel her. 1998 wurde die Produktion von Tschechien nach Deutschland verlagert. Die Mitarbeiterzahl wurde von 2001 auf 2004 von 6 auf 26 erhöht, der Umsatz hat sich in
diesem Zeitraum verdoppelt.
Das Institut für Vermittlungscoacing wurde im Jahr 2003 von Thomas Heinle gegründet. Das Institut betreut Arbeitssuchende und arbeitet eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. Durch gezieltes
Coaching gelang es ihm, dass 80 Prozent seiner Kunden an einem neuen Arbeitsplatz beschäftigt werden konnten. Seit 2001 haben so über 800 Langzeitarbeitslose in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt
werden. Im gleichen Zeitraum stieg die Mitarbeiterzahl von einem auf elf und der Umsatz von 60.000 auf über 800.000 Euro.
Fréderic Verrycken
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