Impfungen an Hochschulen – das Warten der Studierenden hat ein Ende
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Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – nach eineinhalb Jahren ist der Drang nach normalem Leben, Lieben und Lernen gerade bei diesen Menschen groß. Auf dem Bolzplatz kicken, das Kino besuchen oder Kommiliton*innen nach eineinhalb Jahren digitaler Vorlesungen endlich kennenlernen. Das und vieles mehr fehlte vielen jungen Menschen. Gerade im heranwachsenden Alter ist es besonders wichtig, neue Erfahrungen zu sammeln, das bestätigt auch Jugendforscher Klaus Hurrelmann. „Das ist eine Lebensphase, in der man raus muss, in der man sich erproben muss, Räume erobern“, betont er gegenüber der „Zeit“.
Delta gefährdet Rückkehr zur Normalität
Dafür braucht es allerdings Freiheiten und Möglichkeiten, die zuletzt immerhin wieder ins Leben des Nachwuchs zurückkehrten. Kinder und Jugendliche konnten wieder die Schule besuchen, Studierende konnten sich wieder treffen, auch für ein Bier um die Ecke.
Neue Mutationen stellen die Lockerungen allerdings in Frage, die infektiösere Delta-Variante des Coronavirus ist nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) auch in Deutschland inzwischen dominierend, die Infektionszahlen steigen erneut. Viele Expert*innen befürchten, dass die Lockerungen nur weiter tragbar bleiben, wenn junge Menschen schnell gegen COVID-19 geimpft werden.
Hochschulen werden zu Impfzentren für Studierende
Damit rückt die Impfung der jüngeren Generation in den Fokus, was auch die Juso-Hochschulgruppen begrüßen. „Ein Fortschritt ist auf jeden Fall bemerkbar“, sagt Charlotte Sonneborn, Mitglied im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen. Sie fügt hinzu, dass viele Studierende bereits einmal geimpft sind. Sonneborn hofft darauf, dass wenn es zu einer Auffrischungsimpfung kommen sollte, sich die Fehler vom Frühjahr nicht wiederholen dürfen, sondern Studierende frühzeitig in die Strategie mit einbezogen werden müssen.
Berlin hat als erstes Land die Schwerpunktimpfung an Hochschulen durchgeführt. Bereits Anfang Juni wurden dort die ersten Pikse an Hochschulangehörige verteilt. „Die jungen Menschen sind ein wichtiger und mobiler Teil der Gesellschaft, sie haben sich in den vergangenen Monaten sehr solidarisch gezeigt und oft unter schwierigen Bedingungen studiert“, betonte der Präsident der Freien Universität Berlin, Günter Ziegler, zum Start der Aktion. Inzwischen sind einige Länder dem Modell Berlins gefolgt, so auch in der vergangenen Woche Rheinland-Pfalz. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) freute sich, endlich ein Impfangebot an alle jungen Menschen im Alter zwischen 18-27 Jahren machen zu können.
Impfstoff für die Jüngsten fehlt weiterhin
Die Impfungen ist, Stand heute, in Deutschland für Menschen zugelassen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Ärzt*innen dürfen bis jetzt nur bei Vorerkrankungen individuell entscheiden, auch jüngere Patient*innen gegen COVID-19 zu impfen. Doch eine allgemeine Empfehlung gibt es von der ständigen Impfkommission (STIKO) nicht.
Dennoch wird vielerorts eine Rückkehr zum normalen Unterricht in voller Klassenstärke nach den Sommerferien gefordert, unabhängig vom Impfstatus der Schüler*innen. Kritisiert wurde dabei vor allem Friedrich Merz (CDU), der regulären Unterricht unabhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie forderte – weil Kinder und Jugendliche bei einer Infektion oft nur leichte Symptome zeigten.
Dem widersprach der Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) und verwies auf die weiterhin bestehende Gefahr von langfristigen Symptomen der Krankheit: „Das haben Kinder nicht verdient. Sie haben die Erwachsenen geschützt, Opfer gebracht, und sollen jetzt ohne Impfung in einen Feldversuch zu LongCovid bei Kindern“. Lauterbach äußert zudem das eine Durchseuchung von Kindern keine Option sei. Sein Vorschlag: „Testen plus Impfen“, das sei laut ihm der bessere Schutz der Kinder.