Inland

Im Westen geht die Sonne auf

von Romy Hoffmann · 4. April 2012

Sie wurde zur Klimaschutz-Kommune 2006 ernannt, erhielt den Deutschen Solarpreis 2007 und ist Siegerin im Wettbewerb Kommunaler Klimaschutz 2009 – Morbach, eine 11 000-Einwohner-Gemeinde im Hunsrück. Mit seinem Energiepark spielt der Ort eine Vorreiterrolle in Deutschland, denn Morbach versorgt bereits seit 2002 all seine 4400 Privathaushalte vollständig mit regenerativer Energie. 

Momentan reicht die erzeugte Energie von jährlich etwa 45 Millionen Kilowattstunden sogar für rund 13 000 Haushalte aus, weswegen auch ein Teil der ortsansässigen Industriebetriebe mit der Öko-Energie versorgt werden kann. „Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist sehr hoch,“ bestätigt Michael Grehl von der Gemeindeverwaltung Morbach. 

Die Bürger einbezogen

Die Entscheidung für den Energiepark fiel 2001 nicht nur parteiübergreifend, sondern auch unter Einbezug der Bürger. „Wir haben den Flächennutzungsplan ohne negativen Einwand aus der Bevölkerung zur Rechtskraft gebracht.“ Tamara Müller, SPD-Ortsvereinsvorsitzende der Gemeinde Morbach, ergänzt: „Unser Ortsverein hat das Projekt von Anfang an begleitet und mitgetragen.“

Die komplette Versorgung von Privathaushalten mit Erneuerbarer Energie ist also heute schon möglich. Das Paradebeispiel, wie Müller den Energiepark nennt, wird auf einer Fläche von 146 Hektar betrieben, was etwa 200 Fußballfeldern entspricht. Dort finden sich 14 Windkrafträder, eine große Photovoltaikanlage und eine Biosgasanlage. Die dort erzeugte Abwärme wird genutzt, um in der eigenen Anlage Holzpellets herzustellen. Rat- und Bürgerhaus werden damit beheizt. 

Zudem sind die öffentlichen Gebäude in Morbach mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. „Die Rohstoffe stammen ausschließlich aus der Region bis zu einem Umkreis von 80 Kilometern“, sagt Grehl. Insgesamt spart Morbach durch den Öko-Strom jährlich etwa 32 500 Tonnen CO2 ein. 

Auch der Tourismus wird angekurbelt

Die Anlagen werden hauptsächlich durch einen heimischen Projektentwickler für Erneuerbare Energien betrieben. Neben weiteren kleineren Investoren spielt auch die Bürgerbeteiligung eine Rolle. So wurde ein Windrad vollständig durch die Bürger Morbachs finanziert, ein „Bürgerwindrad“ also. Den Einwohnern war neben der gemeinsamen Entscheidung auch die wirtschaftliche Effizienz wichtig. 

Morbach nimmt dank der Anlagen Gewinne aus Pachteinnahmen und Gewerbesteuer ein. Sogar den Tourismus kurbelt das einmalige Projekt kräftig an. „Wir hatten schon Minister aus Sri Lanka und China zu Besuch“, erinnert sich Tamara Müller. Auch andere SPD-Ortsvereine seien oft Gäste im Energiepark. 

Trotz aller Erfolge macht Michael Grehl auf ein großes Problem aufmerksam: „Die ortsansässigen Industriebetriebe sind so energieintensiv, dass die produzierte Energie für sie nicht völlig ausreicht.“ Aus diesem Grund wird die Gemeinde erst 2020 energieautark sein. Tamara Müller ist optimistisch: „Die Energielandschaft Morbach ist noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt.“ 

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Romy Hoffmann

Romy Hoffmann ist Studentin der Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Regensburg. Im Frühjahr 2012 absolvierte sie ein Praktikum in der Redaktion des vorwärts.

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