Inland

Hybride Zukunft: In Brandenburg wird die Energiewende weitergedacht

Windkraftanlagen werden zur Zeit noch abgeriegelt, wenn zu viel Strom im Netz ist. Doch eigentlich muss das nicht sein – denn die Energie kann schließlich noch anders genutzt werden. Mit einem Hybridkraftwerk ist das Unternehmen „Enertrag“ in Brandenburg schon einen Schritt weiter.
von Benedikt Dittrich · 1. März 2021
Wasserstoff-Elektrolyse, made in Brandenburg: In der Uckermark betreibt Enertrag bereits seit 2011 ein Hybridkraftwerk.
Wasserstoff-Elektrolyse, made in Brandenburg: In der Uckermark betreibt Enertrag bereits seit 2011 ein Hybridkraftwerk.

Als im Juni 2020 die große Koalition ihre Wasserstoffstrategie beschloss, wurde das in der Uckermark genau beobachtet. In Brandenburg wird schon seit 2011 die Produktion von grünem Wasserstoff vorangetrieben – per Elektrolyse gewonnen, erzeugt aus Windenergie. Das Windenergie-Unternehmen ­„Enertrag“ betreibt seit knapp zehn Jahren ein ­Hybridkraftwerk. Die Pilotanlage kann gleichermaßen für Strom und Heizungswärme sorgen. Die notwendige Energie dafür wird aus Windkraftanlagen in der direkten Umgebung gewonnen, das „Windgas“ kann gespeichert, wieder in Strom umgewandelt oder direkt vor Ort verbraucht werden.

Damit hat das Kraftwerk eine Lösung für ein zentrales Problem der Energiewende: Eine große Menge des Stroms, der derzeit zwischen Rostock und Berlin produziert wird, kann weder gespeichert, noch in die Industriezentren im Süden und Westen der Republik geschickt werden, dafür fehlen noch die Stromleitungen. Das Hybridkraftwerk macht zweierlei möglich: Das Gas kann direkt ins Netz eingespeist oder zur späteren Stromgewinnung gespeichert werden.

Energiewende – mit der SPD als „Brückenbauer“

Es ist nur ein Beispiel, wie in Brandenburg daran gearbeitet wird, Vorreiter und Innovationsmotor der Energiewende zu werden – während sich ganze Regionen wie die Lausitz seit Jahren mitten im Strukturwandel befinden.

Ein Strukturwandel, der Angst vor der Zukunft machen kann, der aber auch neue Perspektiven eröffnet, wie Michael Müller, Vorsitzender der „Naturfreunde“ und ehemaliger Staatssekretär im Bundesumweltministerium, betont. Der Umweltpolitiker und Sozialdemokrat plädiert dafür, dass die SPD einen neuen „sozial-ökologischen Gesellschaftsvertrag“ entwickelt. „Wer sonst soll die Brücken zwischen alten und neuen sozialen Bewegungen schlagen“, fragt Müller, „und auch mit den Beschäftigten den Umbau organisieren statt sie zu bevormunden?“

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Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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