Inland

Hier zählt vor allem eins: der Mensch

von Ulf Buschmann · 31. Oktober 2013

Zeki Kursun fing als Flohmarkthändler an, heute beschäftigt seine Firma mehr als 600 Mitarbeiter weltweit. Denen fühlt er sich verpflichtet. Er hilft, wo er kann.

Ein Mann sortiert Schuhe: gut erhaltene kommen in den einen, weniger gute in den anderen Container. Kollegen nehmen sich Pullover oder Jacken vor. Was noch tragbar ist, wird verwertet und kriegt irgendwo da draußen seinen zweiten Besitzer – meist in Osteuropa oder Afrika. Aussortiertes nehmen die Automobilhersteller oder die Putzlappenindustrie ab. Aus diesen Textilien wird dann zum Beispiel Dämmmaterial für Autos.

Sortiert werden die abgelegten Kleidungsstücke in der Firma EAST-WEST Textilrecycling Kursun GmbH in Langen bei Bremerhaven. Dort arbeiten Menschen unterschiedlicher Kulturen, darunter viele, die sonst wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Bis auf Ausnahmen: „Wir hatten schon einen Rechtsanwalt hier“, sagt Zeki Kursun mit einem Lächeln. Er selbst kam 1978 aus der Türkei nach Deutschland und fing als kleiner Unternehmer auf dem Flohmarkt an.

Später gründete Kursun das heutige Familienunternehmen. Inzwischen ist er geschäftsführender Gesellschafter, sein Sohn Umut Kursun kaufmännischer Leiter. Die Firma beschäftigt rund 140 Mitarbeiter in Deutschland sowie rund 500 weitere Menschen weltweit. Kursun kennt die Beschäftigten in seinem Unternehmen alle persönlich. Wenn er sich beispielsweise in der „Sortierung“ umschaut, kommt der Chef schnell ins Gespräch.
Im Oktober 2011 habe EAST-WEST 1,5 Millionen Euro in eine der modernsten Sortieranlagen investiert, erzählt er stolz. „Aber nicht um Menschen durch Maschinen zu ersetzen, sondern um ihnen die schwere Arbeit zu erleichtern“, betont Kursun.

Seine Mitarbeiter seien für ihn mehr als eine nüchterne Kostenstelle in der Buchhaltung. Das Unternehmen wolle die Menschen am Erfolg teilhaben lassen und engagiert sich deshalb caritativ, am liebsten durch direkte Hilfe vor Ort. Denn: „Unser Geld soll direkt bei den Menschen ankommen“, sagt der Sohn des Firmengründers, Umut Kursun.
In Langen unterstützt EAST-WEST den „Bunten Tisch“ von Stadt und Kirchengemeinde, der zweimal die Woche Mittagessen für Grundschüler anbietet, er sponsort ein Fahrzeug für den Transport behinderter Schüler und unterstützt Vereine wie den Kinderschutzbund und die DLRG. 

Einer Beschäftigten in Moldawien hat die Firma eine neue Armprothese bezahlt, damit sie wieder arbeiten und ihre Familie ernähren kann. In Kenia hat sie die Behandlungskosten für knapp 300 Menschen übernommen, die an Grünem Star erkrankt waren.

Für seine Hilfsaktionen ist Zeki Kursun vielfach ausgezeichnet worden: So ist er „Botschafter der Stadt Langen“ und erhielt vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) den Ehrentitel Senator h.c. . Außerdem wurde die Firma mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet, mit dem Innovationspreis der Stadt Langen und mit der Ehrenplakette des Bundesverbandes zur Förderung gemeinnütziger Arbeit. Viel Ehre, aber für den bescheidenen Mann ist es selbstverständlich, zu helfen, wenn man kann.

Autor*in
Ulf Buschmann
Ulf Buschmann

arbeitet als freier Journalist in Bremen.
 

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