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Hessische Landtagswahl: Mit Praxiserfahrung für bessere Bildung

Bildung, Mobilität und Wohnen – auf diese drei Themen setzt die SPD im hessischen Landtagswahlkampf. Für den Hochschulbereich hat der Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel mit Tanja Brühl eine Frau aus der Praxis in sein Schattenkabinett berufen. Die Thesen der Politik-Professorin kommen im Wissenschaftsbetrieb gut an.
von Jonas Jordan · 22. Oktober 2018
Die SPD setzt im Landtagswahlkampf auf Bildung als Schwerpunktthema
Die SPD setzt im Landtagswahlkampf auf Bildung als Schwerpunktthema

19 Jahre ist es her, dass die Fantastischen Vier mit dem Lied „MfG – Mit freundlichen Grüßen“ einen Hit landeten. 19 Jahre ist es auch her, dass die SPD in Hessen zuletzt regierte. Das soll sich mit der Landtagswahl in dieser Woche ändern. Dafür setzt TSG auf BMW. Nein, gemeint sich weder der Fußballverein aus Baden-Württemberg noch das bayerische Automobil. Der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel – kurz TSG – will mit den Themen Bildung, Mobilität und Wohnen (BMW) punkten.

Tanja Brühl punktet mit Praxiserfahrung

Dafür hat Schäfer-Gümbel ein kompetentes Schattenkabinett mit Experten aus Politik und Praxis aufgestellt. Eine von ihnen ist Tanja Brühl. Die 49-Jährige ist Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt für Internationale Institutionen und Friedensprozesse an der Goethe-Universität in Frankfurt. Mitglied der SPD ist sie nicht. Brühl wirkte mehrere Jahre lang in einem Arbeitskreis der SPD mit. Die „offene und expertengetriebene Diskussion“ dort habe sie dazu bewogen, sich politisch zu engagieren.

„Ich verstehe den Wissenschaftsbereich“, sagt die Politik-Professorin. Im Gegensatz zum amtierenden CDU-Minister Boris Rhein kommt Brühl aus der Praxis. Entsprechend sei ihre Verkündung als designierte Wissenschaftsministerin im Kollegenkreis „mit großer Sympathie“ aufgenommen worden, berichtet Brühl. „Viele hegen eine große Bereitschaft für den Wechsel in Hessen“, sagt sie.

Zustimmung von der Juso-Hochschulgruppe

Fast sechs Jahre lang war Brühl Vizepräsidentin der Goethe-Universität. „Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass Gestalten Spaß macht“, sagt sie. Als Vizepräsidentin gelang es ihr, ein für alle Fächer übergreifendes Lehrkonzept zu entwickeln. Wenn sie Wissenschaftsministerin werden sollten, möchte Brühl dafür sorgen, dass „Hessen eine laute Stimme in Berlin“ bekomme, wenn der Hochschulpakt neu verhandelt wird.

Zwei Themen sind ihr dabei besonders wichtig: „Die Hochschulen brauchen eine höhere Grundfinanzierung“, fordert Brühl. Zudem liege Hessen deutlich unter dem Durchschnitt, was die Bereitstellung von Wohnheimplätzen angeht. Sieben Prozent sind es in Hessen, zehn Prozent im Bundesschnitt. Die sollen es auch in Hessen künftig mindestens sein. „Damit rennst du bei uns offene Türen ein“, sagt Sophie Frühwald von der Juso-Hochschulgruppe Marburg.

Schäfer-Gümbel fordert Ende des Kooperationsverbots

In direkter Sichtweite zum Hörsaalgebäude haben die Jusos „Marburgs kleinste WG“ aufgebaut, um den Mangel an Wohnraum für Studenten zu thematisieren. Schäfer-Gümbel und Brühl nehmen in der fiktiven WG-Küche Platz und hören zu. Der SPD-Spitzenkandidat nennt das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich einen „Anachronismus“ und kündigt an: „Wir wollen es aufheben.“ Auch das kommt bei den Jungsozialisten gut an.

Mehr bezahlbarer Wohnraum und eine bessere Finanzierung der Studienwerke sind auch die Themen der Juso-Hochschulgruppen, die am SPD-Programm mitgewirkt haben. So überrascht es nicht, dass Sophie Frühwald zum Wahlkampf sagt: „Die Stimmung ist richtig, richtig gut.“ Vielleicht gelingt TSG mit BMW im dritten Anlauf der Einzug in die Staatskanzlei.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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