Es ist der vierte Landesparteitag der hessischen SPD in diesem Jahr. Langsam bekommen die Delegierten und Mitarbeiter Routine. Auch die Hessenlandhalle in Alsfeld ist für die Sozialdemokraten ein bekannter Ort. Hier fand im Spätsommer dieses Jahres eine der vier Regionalkonferenzen statt, die im Vorfeld des zweiten Anlaufs zur Bildung einer rot-grünen Minderheitenregierung durchgeführt wurde - mit einem eindeutig positiven Stimmungsbild. Doch das alles ist seit dem 3. November Geschichte.
Hessen-SPD: "Wer sonst schafft kleine Klassen?"
Statt zu regieren sind die in Hessen versammelten Sozialdemokraten wieder voll und ganz auf Wahlkampf eingestellt. An den Wänden hängen die ersten Wahlplakate. Neben dem Weihnachtsplakat 'Die Roten kommen wieder' auch mit provokanten Fragen 'Wer sonst schafft kleine Klassen', oder 'Wer sonst setzt den Mindestlohn durch?' Die Frage, die alle Genossinnen und Genossen an diesem Tage eint, steht auf einem anderen Plakat:
"Wirklich wieder Koch?"
Die Antwort darauf liefert der Mann, den parteiintern alle nur TSG nennen. Bis vor für fünf Wochen war Thorsten Schäfer-Gümbel weitestgehend nur intern bekannt. Jetzt liegt er in der Direktwahlfrage nur sieben Prozent hinter dem seit 10 Jahren amtierenden Ministerpräsidenten. Dass sich Koch in den nächsten 35 Tagen noch warm anziehen muss, hat TSG in einer mitreißenden Rede auf dem Parteitag bewiesen. Neben der Kritik an der Regierung Koch vor allem in der Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik machte er auch die Konzepte der SPD deutlich: Längeres gemeinsames Lernen, ein Neues Soziales Netz für Hessen und eine echte Energiewende. Schäfer-Gümbel machte aber auch deutlich, dass Ökonomie und Ökologie nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.
Nicht vergessen: "Koch ist ein Wirtschaftslobbyist"
Den geschäftsführenden Ministerpräsidenten griff er hart an: "Dass er die Krise bei Opel zur eigenen Profilierung missbraucht, hat den Rüsselsheimer Automobilbauern eher geschadet als genützt", kritisierte er. Auch, dass sich Koch in der Wirtschaftskrise zum neuen Arbeiterführer der Union aufspiele, sei mehr als merkwürdig. Hatte er doch in den letzten Jahren der Deregulierung und dem brutalen Wettbewerb noch das Wort geredet. "Koch ist mit seiner Politik nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Er ist kein Wirtschaftspolitiker, sondern ein Wirtschaftslobbyist", sagte Schäfer-Gümbel unter großem Beifall.
97 Prozent für "TSG"
"Das war Leidenschaft in der Sache mit einem Blick fürs ganze und die Rede eines künftigen Ministerpräsidenten", lobte Parteichef Franz Müntefering den SPD-Spitzenkandidaten in seiner Rede in Alsfeld und räumte ein, den Namen Thorsten Schäfer-Gümbel bisher nicht in seinem Notizbuch gehabt zu haben. "Das war ein Fehler", so Müntefering. Das sahen auch die hessischen Delegierten so. Thorsten Schäfer-Gümbel erhielt 97 Prozent der Stimmen. Er ist damit unangefochtener Spitzenkandidat der hessischen SPD. Der Fokus ist jetzt wieder ganz auf den politischen Gegner gerichtet, den es am 18. Januar zu schlagen gilt.
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Timon Gremmels ist Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Nord.