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von Julian Zado · 25. Februar 2013

Prekäre Arbeit gibt es sehr oft auch bei Doktoranden und Promovierten. Die SPD muss für die Betroffenen mehr tun – und zwar schnell.

Ein Job an der Universität erscheint vielen als Glücksfall. Der Doktor-Titel schafft Prestige und Ansehen und die Freiheit der Wissenschaft sorgt für flexible Arbeitszeiten. Die Realität sieht sehr oft anders aus.

Schon der Zugang zur Promotion ist kaum transparent. Um einen Doktorvater oder eine Doktormutter zu finden, sind vor allem Beziehungen nötig. Aber auch wenn die Betreuung zugesagt wird, ist damit nicht immer eine Stelle verbunden. Nebenjobs oder – mit Glück – ein Stipendium finanzieren dann die Promotion. Eine Anstellung an der Uni ist häufig nicht besser. Teilzeitstellen bei faktisch voller Arbeitszeit sind die Regel. Bei einer vollen Stelle bleibt erst recht keine Zeit für das eigene Projekt. Zwar sollen wissenschaftliche MitarbeiterInnen einen Großteil der Arbeitszeit für ihre Doktorarbeit verwenden, aber in der Realität geht die meiste Zeit für Zuarbeiten für den Lehrstuhl drauf. Sich dagegen zu wehren, fällt schwer, denn vom Wohlwollen des Professors/der Professorin hängen Dissertation und weitere Perspektiven ab.

Wer dennoch eine sehr gute Promotion hinlegt, muss auch als „Postdoc“ prekär arbeiten; befristete Verträge sind die Regel. Außerdem gilt für die Nachwuchswissenschaft noch immer: Hop oder Top! Entweder man schafft es nach Jahren der Ungewissheit auf eine Professur oder man geht völlig leer aus. Wer sich dann einen Job in der Wirtschaft suchen muss, ist überqualifiziert und für den Berufseinstieg zu alt. Die lange berufliche Unsicherheit trifft in eine Lebensphase, in der Sicherheit für eine Familiengründung besonders wichtig ist. Zudem ist der Konkurrenzdruck hoch. Auch die Qualität der Forschung leidet. Wenn Ergebnisse erst in drei Jahren zu erwarten sind, wird die Forschung gar nicht erst angegangen. Für den nächsten Vertrag zählen nur kurzfristige Resultate.

Die Alternative wären geregelte Karrierewege. Leider aber konnte sich die „Juniorprofessur“ noch nicht durchsetzen. Warum werden nicht mehr unbefristete Stellen „unterhalb“ der Professur geschaffen? Sie wären eine Perspektive für die, die am Ende nicht Professor werden und zugleich eine Entlastung für alle, die promovieren oder habilitieren. Mehr Engagement brauchen wir auch bei der Gleichstellung von Frauen. Obwohl sie ebenso häufig studieren wie Männer und im Schnitt die besseren Abschlüsse machen, gibt es nur 19 Prozent weibliche Profs. Nötig sind die Berücksichtigung der Gleichstellung bei der Leistungsbewertung und Quoten bei Berufungen. Auch dann wird die Uni kein Job-Paradies, aber es wäre viel erreicht. Deshalb muss sich die SPD stärker um dieses Thema kümmern! In den letzten Jahren hat sie zu wenig getan. Dass sie nun ein „Bündnis für gute Arbeit in der Wissenschaft“ einrichten will, ist zwar löblich. Notwendig sind aber auch schnell konkrete Verbesserungen.

Autor*in
Julian Zado

ist stellvertretender Vorsitzender der Berliner SPD.

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