Inland

Hamburger Hafen bleibt mehrheitlich öffentlich

von Stefan Grönebaum · 14. März 2007
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Hamburgs Hafen bleibt vorerst mehrheitlich in öffentlicher Hand: Bürgermeister Ole von Beust (CDU) teilte gestern mit, die Pläne zu einem Verkauf von 49 Prozent der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an einen einzelnen Anbieter seien gestoppt. Der Essen Hochtief-Konzern, mit der australischen Investmentbank Maquarie einer der beiden Letztbieter, bedauerte die Entscheidung sehr: "Wir haben sehr viel Arbeit in das Projekt gesteckt."

Der Senat benötigte das Geld aus dem Teilverkauf nach eigenen Angaben dazu, um in die Infrastruktur des ständig wachsenden Hafens zu investieren. Bis zum Jahr 2012 fehlen dazu nach Senatsangaben rd. 1 Milliarde Euro. Die HHLA schlug im Jahr 2006 rund 6 Millionen Frachtcontainer um und steigerte ihren Reingewinn von 64 auf 103 Millionen Euro. Die Angebote der beiden Letztanbieter für die 49 Prozent wurden auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt.

Die Entscheidung von Beusts zum Stopp des Teilverkaufs gilt als einer der größten Erfolge der Arbeitnehmervertreter in den letzten Jahrne: Erheblichen Anteil daran hatte Arno Münster, seit Ende 2006 Betriebsratsvorsitzender der HHLA. Vorgänger Fred timm hatte noch den Teilverkauf begrüßt und war deshalb von ver.di aus dem Amt gedrängt worden, so die wirtschaftsnahe "Financial Times Deutschland". Arno Münster, seit 1976 bei der HHLA - also Hafenarbeiter von der Pike auf - organisierte den Widerstand und vernetzte ihn mit SPD, DGB und anderen Verbänden. Der 50-jährige ist seit 1992 in der SPD-Fraktion im Hamburger Bezirk Altona aktiv. Ein anonymer Senator unterstellte ihm, "der macht auf Lech Walesa des Hamburger Hafens". Anzunehmen ist, dass Ole von Beust angesichts des starken Widerstands mit Blick auf die Bürgerschaftswahl 2008 und den neuen SPD-Kandidaten hier die politische Notbremse zog: Der Hafenverkauf wird kein Wahlkampfthema mehr.

Quellen: Financial Times Deutschland vom 14. März, Welt am Sonntag vom 11. März

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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