Früher habe ich auf einer Werft gearbeitet. Die gibt es aber nicht mehr. Jetzt arbeite ich schon seit gut zehn Jahren als Fahrer einer Containerbrücke auf dem Container Terminal von Northsea Terminal Bremerhaven (NTB). Mein Arbeitstag beginnt um 6, 14 oder 22 Uhr, je nachdem, ob ich Früh-, Spät- oder Nachtschicht habe.
Nach dem Einstempeln und Umziehen erhalten meine Kollegen und ich unsere Instruktionen vom Vorarbeiter, dem „Navis Operator“. Er gibt jedem einen Laufzettel, die so genannte Abgangsorder. Darauf steht, auf welchem Schiff jeder in dieser Schicht arbeitet. Manchmal liegt die Order auch schon auf der Containerverladebrücke. Wo welcher Container auf einem Schiff geladen oder von wo er gelöscht werden soll, steht auf dem sogenannten Bayplan. Nach der Besprechung rücken wir gemeinsam mit einem Auto zum Kai ab. Alleine dorthin zu gehen, ist nicht erlaubt, denn im Hafen gelten sehr strenge Sicherheitsbestimmungen. Wenn ich meinen Platz auf der Containerbrücke eingenommen habe, melde ich mich bei der Leitstelle.
Dann löschen oder verladen wir die Container. Unten am Kai wird kontrolliert, ob wir den jeweils richtigen Container am Ladegeschirr haben. Jeder Container auf der Liste wird abgestrichen. Diese Aufgabe übernimmt der Tallymann. Bei uns heißt er Checker. Es ist einer der traditionellen Hafenberufe.
Den Tallymann gab es schon, als Stückgut nicht in Containern, sondern einzeln gelöscht und verladen wurde. Aus dieser Zeit kommt auch die Bezeichnung für unsere Gruppe: Sie heißt Gang. Dazu gehören außer dem Containerbrückenfahrer und dem Tallymann die Kollegen, die die Van Carrier, also die Stapelwagen, fahren.
Die Arbeit auf der Containerbrücke erfordert sehr viel Konzentration und Fingerspitzengefühl. Ich muss stets aufpassen, dass ich jeden Container richtig am Geschirr habe.
Wir bewegen immerhin knapp 35 Container pro Stunde. Das heißt, wir brauchen pro Kiste weniger als zwei Minuten. Unsere Zeitpläne sind ganz eng getaktet, denn jede zusätzliche Liegezeit kostet den Reeder gleich mehrere Tausend Euro. Nach Feierabend lasse ich meine Arbeit hinter mir, gerne bei einer Motorrad-Tour oder beim Fahrradfahren.