„Gruppe Freital“: Der heiße Draht zur Polizei
Hat ein Beamter der sächsischen Bereitschaftspolizei über Jahre hinweg Kontakt zu Mitgliedern der „Terrorgruppe Freital“ gehalten und diese mit Informationen versorgt? Recherchen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ legen genau das nahe. Demzufolge hatte einer der beiden Anführer der Gruppe, Patrick F., über Jahre hinweg Kontakt zu einem Beamten der sächsischen Bereitschaftspolizei. Der Polizist habe die Gruppe via F. über polizeiliche Maßnahmen informiert und sich darüber hinaus mit Mitgliedern der Gruppe an deren Treffpunkt, einer Tankstelle im sächsischen Freital, getroffen. Laut „Der Spiegel“ hatte F. diese Informationen während einer Vernehmung im August preisgegeben. Auch vorwärts.de hatte berichtet.
Wurde die „Gruppe Freital“ gewarnt?
Damit scheint sich ein Verdacht zu bestätigen, der sich bereits seit Dezember 2015 um die wegen Rechtsterrorismus vom Generalbundesanwalt angezeigte Gruppe rankt. Bereits damals hatte Timo S., zweiter Anführer der „Gruppe Freital“, während einer Vernehmung ausgesagt, sein Mitstreiter F. unterhalte Kontakte zu einem Beamten der sächsischen Bereitschaftspolizei. Dieser habe der Gruppe mindestens ein Mal geraten, sich „besser aus dem Staub zu machen“. Öffentlich geworden war der Verdacht durch Recherchen von „Zeit-Online“. Auf deren Nachfrage räumte die Staatsanwaltschaft Dresden Ende November ein, in dem Fall zu ermitteln.
Da diese Ermittlungen gegen Unbekannt laufen, steigt nun auch der Druck auf die Staatsanwaltschaft Dresden. Laut „Der Spiegel“ ist den zuständigen Behörden der Name des beschuldigten Polizisten bekannt. Demnach gebe es eine Aussage, die einen ganz bestimmten Beamten belastet. Warum die Ermittlungen dennoch gegen Unbekannt laufen und zudem deutlich nach der Aussage von Timo S. eingeleitet wurden, ist derzeit unklar.
Polizisten droht Anklage als Terrorhelfer
Für den belasteten Polizeibeamten könnte seine Zusammenarbeit mit den mutmaßlichen Rechtsterroristen schwerwiegende Folgen haben. Sollte der Generalbundesanwalt zu dem Schluss kommen, bei der achtköpfigen „Gruppe Freital“ handele es sich um eine rechtsterroristische Vereinigung, könnte der Beamte als Terrorhelfer angeklagt werden. Bislang steht aufgrund der Aussage der beiden Rädelsführer der „Gruppe Freital“ der Verdacht „Verrat von Dienstgeheimnissen“ im Raum.
Der „Gruppe Freital“ werden mehrere rechtsextrem motivierte Anschläge zur Last gelegt. Mitglieder der Gruppe sollen Flüchtlingsunterkünfte, ein alternatives Wohnprojekt in Dresden sowie das Auto eines Lokalpolitikers der Partei Die Linke unter anderem mit Sprengstoff und Buttersäure attackiert haben. Der Generalbundesanwalt übernahm im Frühjahr die Ermittlungen gegen die „Gruppe Freital“. Anfang November erhob er Anklage gegen die mutmaßlichen Rechtsterroristen vor dem Oberlandesgericht Dresden.