Grundrente: Warum CDU und CSU weiter blockieren wollen
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Rund eine Stunde Debatte ist am Freitag im Bundestag eingeplant, wenn der Gesetzesentwurf zur Grundrente erstmals in dem Parlament diskutiert wird. Darüber, dass die Grundrente kommen soll, waren sich CDU/CSU und SPD eigentlich schon lange einig. Streit gab es in den vergangenen Wochen trotzdem wieder. Der Gesetzesentwurf sollte nach dem Wunsch der SPD eigentlich schon vor zwei Wochen den Weg in das Parlament finden. Denn die Sozialdemokrat*innen wollen nicht nur das Gesetz möglichst schnell verabschieden, das Gesetz soll auch Anfang 2021 in Kraft treten.
Die Grundrente soll zum 1. Januar 2021 kommen
Den 1. Januar 2021 als Stichtag hatte auch SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder genannt – und er bekräftigte seine Ambitionen auch vor der Debatte nun wieder. Das Gesetz soll mit Beginn des neuen Jahres in Kraft treten und für rund 1,3 Millionen Menschen die Rente aufbessern, die über viele Jahrzehnte gearbeitet, aber zu wenig verdient haben, um genug in die Rentenkasse einzuzahlen. Da die Umsetzung schwierig ist, weil jeder Rentenanspruch individuell neu berechnet und bei einem Anspruch auf die Grundrente aufgewertet werden soll, kann es passieren, dass die Grundrente auch erst rückwirkend ausgezahlt werden kann, die Auszahlung sich also verzögert. Damit dieser Zeitraum möglichst klein bleibt, soll das Gesetz so schnell wie möglich verabschiedet werden, sodass die Rentenkassen mit ihren Berechnungen möglichst schnell beginnen können.
Deswegen sah auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich keinen Grund, die Einigung neu zu verhandeln. CDU-Fraktionschef Brinkhaus hingegen drohte am Donnerstag mit einer Blockade im Bundestag, weil das Finanzierungskonzept fehle. Dem entgegnete unter anderem SPD-Finanzminister Olaf Scholz in der Bundespressekonferenz sehr deutlich. „Wir können uns das, was wir uns vorgenommen haben, weiterhin leisten“, sagte er mit Blick auf die Haushaltsplanung für das kommende Jahr. „Wir geben jetzt sehr viele Milliarden aus, wir geben großen Unternehmen Kredite von mehreren Milliarden Euro. Und dann kommt jemand daher und sagt: Die Grundrente, die knapp über eine Milliarde kostet, können wir aber nicht bezahlen. So jemand gehört eigentlich ausgebuht.“
1,3 Milliarden Euro für Grundrente
Grundsätzlich äußerte Hubertus Heil auch Verständnis dafür, dass sich das Vorhaben durch die Corona-Krise verzögern könnte. Dennoch: Die Einigung in der Regierungskoalition steht, betonte Heil. Nach Berechnungen seines Ministeriums kostet das vorgelegte Grundrenten-Modell rund 1,3 Milliarden Euro, finanziert werden sollte das bisher aus dem Bundeshaushalt, ergänzt um die geplante Finanztransaktionssteuer. Die Grundrente wird auch jenen zugute kommen, die in den Bereichen arbeiten oder gearbeitet haben, die derzeit als systemrelevant gelten – darunter im Pflegesektor, im Einzelhandel bis hin zu Frisör*innen und Erzieher*innen. Angesichts der Milliardenpakete, die zur Bewältigung der Corona-Krise in den vergangenen Wochen geschnürt wurden ist das also eine überschaubare Größe. Allein die zusätzlichen Ausgaben für die Verlängerung der Kurzarbeit schlagen nach ersten Plänen mit rund zehn Milliarden Euro zu Buche.
Wie die Grundrente berechnet wird, wer profitiert, warum es keine Bedürftigkeitsprüfung gibt, erklären wir in unseren „Fragen und Antworten zur Grundrente“.